[Jerusalem du schöne Statt] Jerusalem du schöne Statt, Wann ich zu dir gedencke; Zur stund in tieffen zähren bad Beid augen ich versencke: Ach Sonnen-liecht: mehr scheine nicht, Lösch ab die fewrig strolen, All glantz vnd schein: all flammen dein Acht ich wie schwartze kolen. Mein schönes liecht ist Gott allein, So leucht im Himmel droben: Sonn, Mon, vnd Stern, vnd hiesig schein, Halt ich für schlechte gaben. Seynd gegen Gott: nur Kinderspott; Nie mögens ihn erreichen: Nur dunckel gantz: ist all ihr glantz Vnd endlich müssens weichen. Auch frewd vnd wollust diser welt, Der pomp vnd pracht imgleichen, Mir gegen Gott so gar mißfelt, Mit koth ichs thu vergleichen. Ja weltlich schertz: ist mir ein schmertz; Für lauter qual ichs achte: Frewd dunckt mir sein: fast lauter pein, Wans recht bey mir betrachte. Adè, Adè, zu guter nacht Sonn, Mon, vnd Himmels-sterne; Ade, ade, vergänglich pracht, Euch laß ich also gerne: Nichts mag doch sein: als Gott allein, Darauff wir sicher leinen: All ander ding: seind mir zu ring; O Gott, sollt ich nit weinen! Zu dir mein augen spritzen auff, Weil ich kein trost mehr finde: Zu dir mein seufftzer gehn zu hauff, Die stäts ich blaß in winde: Ach wan wird sein: das ich erschein, In deinen lüsten droben! Ach wan werd ich: ergreiffen dich, Zu deinem Thron erhoben! Der brullend Hirsch nie schwinder sprang, In durst vnd heißer Sonnen, Wan er vernam den wasser-klang Vom fall der kühlen Brunnen: Als ich nach dir: lauff mit begier, O Gottes Statt du schöne. Nur tag vnd nacht: nach dir ich tracht, All frewd ich sonst verhöne. Jerusalem, du schöne Statt, Wan ich zu dir gedencke, Für lauter lieb ich fast ermatt, Für lust ich schier erkräncke. Mein Hertz sich bald: in stück zerspalt: Ach wee! wie lang sols werden? Wie lang soll doch: ich bleiben noch, So weit von dir auff erden.