An meine Lina Schön ist's, unter blüthenvollen Zweigen Blasse Sterne langsam schwinden sehn, Wenn die blauen glänzenden Gebirge In der Glorie des Tages stehn; Schön ist's hier, wo im Platanen-Schatten Ernst und Ruh' am stillen Ufer winkt. Schön ist's dort, wo hinter'm grünen Hügel Malerisch die Sonne untersinkt; Schön ist's, wenn der Lenz im Veilchenkranze Ueber goldgelockte Fluren schwebt, Wenn in lauer Nächte dunklen Schatten Lunens Glanz auf hohen Tannen bebt; Schön ist's, wenn des Maies Silberklocke Zwischen grünen Blättern duftend blüht, Schön ist's, wenn die frisch bethaute Rose In dem Morgengold der Sonne glüht; Aber schöner sind die Eichenwälder, Wo ich einst mit meiner Lina ging, Wo das Abendlied der Nachtigallen An geweih'ter Grotte uns empfing; Wo der Waldstrom über Sand und Kiesel In die Silberfluthen niedersank, Wo so manches liebes blaue Blümchen Thränen unsrer Schwesterliebe trank; Wo ich Arm in Arm mit Dir im Grünen Unter'm Schatten hoher Eichen sas, Und des nahen bangen Trennungstages Im Gefühle meines Glücks vergaß. Wie auf Wetterwolken sank er nieder Jener dunkle folgenschwere Tag, Wo ich sprachlos mit zerrißnem Herzen Dir zum leztenmal am Busen lag. Ach! mein Schutzgeist floh die Jammerszene, Er, den mir ein Gott zum Führer gab, Traurend rief er: »ewiges Erbarmen, Gieb der Armen bald ein stilles Grab!« Und die goldne Hoffnung rief mir leise: »Fasse dich! du wirst sie wieder sehn, An der Ostsee friedlichen Gestaden Wirst du deine Lina wiedersehn!«