Am Grabe meiner Kousine, von Bülov Im Namen ihrer Mutter. In den düsteren Zypressenhainen, Wo die Tochter meines Herzens liegt, Will ich einsam meine Klagen weinen, Meinen Schmerz, den keine Zeit besiegt! Ernst und hehr in stiller hoher Feier Liegt die Nacht auf meiner Holden Grab, Mit dem weißen, naßgeweinten Schleier Wisch' ich bang' der Wehmuth Thränen ab. In des Lebens schönster Jugend-Blüthe Sank sie hin, – der frischen Rose gleich, – War an Schönheit, war an Seelengüte Schon auf Erden höhern Geistern gleich! Brich, o Mond! durch graue Wolkenhülle, Blicke mitleidsvoll auf mich herab, Führe mich in deines Glanzes Fülle Zu der Heißgeliebten frischem Grab; Daß ich durch die öden Schattengänge Dieser Wohnung niegestörter Ruh, Mich mit bangem, wundem Herzen dränge Ihrem kleinen stillen Hügel zu; – Diesem Hügel, der in seinen Schatten Meines Lebens höchstes Glück enthält! Mit mir weint der Schmerz des besten Gatten; – Ach Du warst sein Glück und seine Welt! Mit mir trauren Freunde, edle Brüder Mit gesenktem thränenschwerem Blick, Und in ihre Mitte rufen wieder Deine holden Kinder Dich zurück. Doch vergebens ist dies bange Sehnen, Und gerecht der Schmerz, den Liebe lehrt! Würdig bist Du unsrer heißen Thränen, Bist der Trauer aller Edlen werth! Wenn auch mir der lezte Tropfen rinnet, Der aus Gottes Lebensquelle fleußt, Meinem hellern Blick' der Tag beginnet, Dessen Glanz den Nebelflor zerreißt, O! dann komm in Deiner Siegerkrone, Eile Deiner Mutter Armen zu, Sag mir: daß ich nun an Gottes Throne Mit Dir, unter Palmensäuseln, ruh'.