An das scheidende Jahr Hebe weg die Thränenblicke Von dem Schimmer dieser Welt, Monde fliehen, Jahre eilen – Auch des lezten Sandkorn fällt; Unaufhaltsam rauscht's von hinnen, Schon sein Ende nah't heran, Sieh', die lezten Tropfen rinnen In den großen Ozean! Fleug dann hin mit allen Leiden, Die dir Krieg und Elend gab, Sinke in die grauen Wogen Hin in deiner Brüder Grab; Birg in deinen dunklen Fluten Jede That, die Prüfung scheu't, Nur die Redlichen und Guten Kröne mit Unsterblichkeit. Auf der Hoffnung goldnen Flügeln Schwebe, neues Jahr! heran, Lohne jede edle Tugend, Scheuche Vorurtheil und Wahn; Um die Unschuld zu erretten, Sprich dem kühnen Frevler Hohn, Brich der Tyrannei die Ketten, Stürz' das Laster von dem Thron. Dring in öde Kerkergrüfte, Wo verjährtes Elend weint, Reiche großmuthsvoll die Rechte Zur Versöhnung jedem Feind; Wenn mit giftgeschwoll'nem Geifer Neid und Schmähsucht hämisch spricht, O dann reiß mit edlem Eifer Ihr die Larve vom Gesicht! Zeige nackt des Heuchlers Blöße, Wenn er kriechend Lob erstrebt, Winde dem Verdienste Kränze, Das in stiller Größe lebt! Wecke himmlisches Erbarmen, Mitleid, das zur Hülfe dringt, Wenn verzweiflungsvoller Armen Wilder Schmerz die Hände ringt. Ströme in gebrochne Herzen, Stillen Frieden, süße Ruh; Führe lebensmüde Waller Ihrer stillen Heimath zu. Wenn getrennter Herzen Leiden Von gebleichten Wangen spricht. Mal' des Wiedersehens Freuden In der Hoffnung schönstem Licht. Nach zwölf Trauerjahren führe Uns den goldnen Frieden zu, Wehe mit der Friedenspalme Ueber Teutschland Glück und Ruh; Reife für der Traube Kelter Süßen Most auf Rebenhöhn; Ueber blutgedüngte Felder Müssen goldne Saaten wehn. Hehr und hoch wird dann dein Name Ueber deinen Brüdern stehn, Nicht im grauen Strom der Zeiten Mit den tausend untergehn; Von beglückten Nationen Werden Hymnen dir geweiht, Die, dich würdig zu belohnen, Krönen mit Unsterblichkeit!