An meine Lina Dein gedenk' ich, wenn am jungen Tage Rosenglanz die Silberwolken malt, Wenn bei Filomelens spätem Schlage Luna in mein ödes Zimmer stralt; Dein gedenk' ich, wenn der holde Frühling Mir zu neuen süßen Freuden winkt; Dein gedenk' ich, wenn mein Geist entfesselt Sich empor zum Thron' der Gottheit schwingt. Dein gedenk' ich, wenn, im Hochgefühle Einer schönen That, mein Busen glüht; Dein gedenk' ich, wenn im Weltgewühle Hie und da mir noch ein Blümchen blüht; Dein gedenk' ich, wenn in heil'ger Stille Holder Musen Nähe mich entzückt, Mich in hohen dichterischen Träumen Eine selbstgeschaffne Welt beglückt! Dein gedenk' ich, wenn die laute Freude Die Natur in ihre Arme nimmt; Dein gedenk' ich, wenn im Schmuck der Freude Der Olymp in blauen Fluthen schwimmt, Wenn im Schauer ernster Mitternächte Furcht und Zweifel wechselnd mich ergreift, Und der Engel mit gesenkter Fackel Die Fantome meines Geistes häuft. Dein gedenk' ich, wenn in dunklen Tagen Bange Schwermuth traurig mich beschleicht, Und Dein Name tönt in meine Klagen, Wenn durch Schmerz mein stilles Leiden steigt. O dann heben Liebe und Verlangen, Dich zu sehn, empor die bange Brust, Träumend liegst Du dann an meinem Herzen Im Entzücken lang' entbehrter Lust.