Guter Rath Du willst es; gut, so sollst du meine Lehren Zur Abfahrt auf die Reise hören. Du gehst jetzt in die große Welt, Und gleich zu gelten, Lieber, fehlt dir Geld: Denn Geld nur gilt, wie schon die Sprache lehrt, Und Gold allein gibt stracks dem Manne Werth. Und diesen Mangel auszufüllen, Mußt du nach manches Thoren Grillen Die Fahne deines Lebens drehn, Um durch die Klippen glücklich hin zu gehn. Fürs erste suche zu studieren, Mit welcher Art von Menschenthieren Das Schicksal dich zusammen schlägt; Auf welchem Puncte du sie kannst berühren, Und was ihr Geist für Farbe trägt. Verläugne dich; laß nie den Menschen blicken Denn Menschheit ist nun vor der Hand Fast überall noch konterband, Und ihr Phantom wird oft nur ausgespannt, Den Sinn der Blöden zu berücken. Schnell lerne dich mit Anstand bücken, Und in der Mode welschem Ton, Der frevelnden Vernunft zum Hohn, Nonsensikalisch Formeln auszuflicken. Leg' auf das warme Menschenherz, Damit in kindischen Gefühlen Die Knabenadern dir nicht Streiche spielen, Ein dreyfach dickes kaltes Erz. Laß die Moral den Schulmonarchen, Und suche bald im ersten hohen Rausch Mit überlegtem klugen Tausch Der Schule Dünste wegzuschnarchen. Schließ dich an reiche goldne Narren Mit wohlbedachter Narrheit an; Sonst kannst du auf Fortunens Bahn Umsonst Olympiaden karren. Erfrech dich nie Vernunft zu haben, Die deinem Gönner widerspricht, Und schlüg' er wie die Fibelknaben Dem Menschensinn ins Angesicht. Wag nie, die alte Nebeldecke Der bunten und der schwarzen Röcke, Aus welcher Bann und lange Flüche rauchen, Mit Phöbus Lichtstrahl anzuhauchen. Sprich keck; nur wage keine Kasten Mit deiner Kühnheit anzutasten. Red' in der Selbstsucht hohem Grimme, So oft man dein Verdienst verkennt, Von deinem Werth mit Stentors Eisenstimme, Bis dich auch die Belohnungsliste nennt. Sey groß bey Kleinen, und bey Großen klein; Im Tadel beißendklug, im Lobe fein; Doch sage stets mit Peter Squenz, Vortrefflich! zu der Excellenz. Bey allen Abderitenstreichen halte Den kleinsten Muskel in der Falte: Versuch' es nie, dem Laster nachzuspüren, Und Tugend zu analysiren. Ergreif die Laune, die den Mann besitzt, Mit Kunst, so lange sie dir nützt. Laß nie das Ehrgefühl dich drücken, Das manchem, wenn er weiter zielt, So oft noch Schülerstreiche spielt, Vor Dunsen und vor Schurken dich zu bücken. Sey Kuppler; noch in jedem Lande Erwirbt man klug sich Ruhm durch Schande: Sey blind mit Fleiß und dumm aus List, Bis du auf deinem Boden bist. Hilf Schwärmern fluchen, Schuldnern speculieren; Hilf Süßlern winseln, Weibern radotieren; Und fasse weislich die Gelegenheit, So oft sie dir die Lockenstirne beut. Lies Horoskopen in des Weibes Miene, Und sprich den jungen Faun zum Amorine. Sey Frömmler und sey Freygeist nach dem Ton, Jetzt der Vernunft, dem Glauben jetzt zum Hohn. Ersinne dir die lieblichste Karesse Für jeder Dame Lieblingshund, Und lauf galant die Füße wund, Und nimm am Ende die Mätresse. Sey Proteus, wechsle die Gestalten; Und laß dich unter keiner halten, Bis du dich ins Gewicht gebracht; Das dann in der Geschäfte Schale Mit Einem Mahle Für dich auch eine Schnellung macht. Dann kannst du mit Behaglichkeit Die gute liebe Lebenszeit Nach deiner eignen Laune lungern: Wo nicht, so lerne nur getrost Philosophie mit magrer Kost, Und dann und wann recht tapfer hungern.