Nachruf an Wilhelm Müller, den Dichter der »Griechenlieder« Des Himmels Schützlinge, die Sänger Der Erd' und ihrer Lieblichkeit, Hieß das Geschick sonst gütig länger Verweilen in der flücht'gen Zeit. Es gab den graugelockten Greisen Die junge Leier in den Arm, Und ließ sie Wein und Liebe preisen Von langer Spätlingssonne warm. Doch dich, der an der Jugend Borne Die unerschöpften Lieder sang Und lächelte, wenn nicht im Zorne Die Leier, Freiheit fodernd, klang; Ach, warum riß vom Quell der Musen, Und aus der treuen Liebe Wacht, Und von des Herzensfreundes Busen Dich früh die schwarze Mitternacht? Wir fragen nicht – du warst der Bote Von eines Volkes Auferstehn, Gesandt noch vor dem Morgenrote, Und bei der kühlen Lüfte Wehn. Doch hat dein Sang sich aufgeschwungen, Noch eh' der Tag im Osten graut; Jetzt ist die Sonne durchgedrungen: Wohl dir, du hast sie noch geschaut. Der Hauch in deinen Liedern lebte, Der einst Hellenenbrust geschwellt, Vor dem verklärten Auge schwebte Des Jugendvolkes Götterwelt. Und deine Sendung war vollendet; Da trat aus der Gestalten Chor Der sanfte Jüngling, abgewendet. Mit der gesenkten Fackel vor. Still griffest du zum Wanderstabe, Du zogst noch durch dein Erdenland, Und grüßtest auf dem Weg zum Grabe Noch manches Herz, das dich verstand. Und schiedst, und ließest deine Lieben; Dein reicher Morgen war gelebt; Uns aber ist dein Lied geblieben, Das durch die Brust lebendig bebt.