Des Ritters von Gerhausen Schwur Der Ritter von Gerhausen Liegt unter einem Stein, Ein Meister hieb mit Grausen Darauf sein Bildniß ein. Von Ottern und von Schlangen Zeigt es den Leib umstrickt, Ganz mit Gewürm behangen, Wie man ihn einst erblickt. Ihm folgte solche Strafe Hinab in's finstre Grab, Weil er dem ew'gen Schlafe Sich nicht in Gott ergab. Sonst dämpft die letzte Stunde Den kecksten Uebermut, Ihm tobt im innern Grunde Die wilde Lebenswut. Als vor sein Lager tretend Der Priester sich geneigt, Dem Sterbenden leis betend Sein Kruzifix gezeigt: Den Herrn, der auferstanden, Betrachtet' er mit Neid, Er schrie: »Aus Todes Banden Hast du dich selbst befreit! Mich lässest du verderben, Und spottest meiner Not? Ich will, ich will nicht sterben, Ich streite mit dem Tod! Und wenn sie mich getragen Hinaus zur schnöden Ruh': Ich schwör's, in dreien Tagen Da steh' ich auf, wie du!« Und kaum ließ er ihn tönen, Den lästerlichen Schwur, Als schon mit kurzem Stöhnen Die grimme Seel' entfuhr. Da konnte Keiner weinen, Sie rüsteten die Gruft, Es senkten ihn die Seinen Hinab in Moderluft. Doch sieh, am dritten Tage Da schwankt der Kirche Rund, Mit einem Donnerschlage Fährt nieder es zum Grund, Es hüllt in Qualm und Brodem Der Chor sich plötzlich ein, Und wie von Gottes Odem Wälzt sich vom Grab der Stein. Hat er den Tod geschlagen, Kommt athmend aus dem Grab? Es schaut das Volk mit Zagen In seinen Schlund hinab. O schrecklich Wunderzeichen, O Leichnam, drin es gärt! Leib, mehr denn andre Leichen Vom Tod halbaufgezehrt! An dem Gerippe hingen Die Schlangen wie am Nest, Und hielten, als mit Schlingen, Es an die Grube fest. Der wird nicht auferstehen, Am jüngsten Tage nicht! Der wird zu Staub verwehen – So hält der Herr Gericht. Mit Mühe schnell sie huben, Auf legten sie den Stein, Was sie geschauet, gruben Sie zum Gedächtniß ein. Noch sieht man drauf mit Grausen Des Leichenbildes Spur: Den Ritter von Gerhausen, Der zu erstehen schwur.