Herzog Alba 1. Der Henker mit dem Beile Vor Herzog Alba tritt: »Du liebest, Herr, die Eile, Mein Beil war scharf, es schnitt. Es schnitt dem starren Alten Durch's knöcherne Genick; Der Junge wollt' nicht halten, Ihn zwang der Knechte Strick. Die Frau – den kleinen Knaben Läßt von der Brust sie nicht – Sie kommt, sie will es haben, Jetzt gleich vor dein Gesicht.« Und vor des Herzogs Augen Trug sie die Mutterbrust, Sie ließ das Kindlein saugen, Sie blickt es an mit Lust. Das Weib sprach ohne Beben: »Mein Kind ist noch nicht satt, Laß mich so lange leben, Bis es getrunken hat. Es liegt auf weichen Pfühlen An einem süßen Born. Ja, könntest du das fühlen, So legte sich dein Zorn!« Der Herzog sprach mit Hohne: »Werd' ich ein Säugling – gut! Dann hoffet, daß ich schone; Für jetzt will ich dein Blut!« Als drauf der Diener faßte Das Kind mit rauher Hand, Die Mutter erst erblaßte, Die Mutter erst entbrannt'. Es hob in wilden Wellen Sich ihre bloße Brust, Es ward zu Feuerquellen Der Augen stille Lust. Sie rief: »O süß ist Sterben, Wenn eins vom Hiebe stirbt! Du, Herzog, sollt verderben, Wie welkend man verdirbt! Nach Leben sollst du trachten Und sollst, wie unentwöhnt Mein Kindlein dort, verschmachten, Das nach der Mutter stöhnt!« Der Herzog hat's vernommen, Er hört ihr schweigend zu; Den Henker läßt er kommen Und schaffet bald sich Ruh. Er läßt im Tod sie trotzen, Er sitzt im Purpurglanz, Sein Leben fühlt er strotzen Vom Mark des Niederlands.