2. Und wie in den frühen Tagen Hat der Held den Wandelthron Froh errichtet auf dem Wagen, Ragt empor wie Thetis' Sohn. In der Linken wehn die Zügel, Und die Rechte wiegt den Speer, Rossesmähnen werden Flügel, Göttergleich braus't er einher. Und ein Andrer der Genossen, Treuer Wächter, flieget mit, Thut zu Fuß es gleich den Rossen, Schneller war nicht Ajas' Schritt. In des Uferhaines Pfade Tieft die dunkle Fahrt sich ein, Dort verstört am Moorgestade Das Gespann ein grauer Stein. Wieder hebt sich aus den Hecken Das zerfallne Königsgrab, Und die Rosse hoch im Schrecken Bäumen sich zum Strand hinab. Die an wilder Mähne fassend Reißt der Wächter kühn in's Gleis, Am Geretteten, erblassend, Sinkt er hin in Blut und Schweiß. Als den Rossen er mit Hitze Hemmend in den Zügel fuhr, Riß des Königs Lanzenspitze In die Stirn ihm tiefe Spur. Der entschwingt sich rasch dem Wagen, Seine Rosse zähmt er schnell, Hat den Arm um ihn geschlagen, Beugt sich auf der Stirne Quell. Wüßt' ein Band er, welches linde, Welches wundem Haupt bequem! Armer, er hat keine Binde, Als im Haar sein Diadem! Fest und weich würd' es umhüllen Die verletzte Freundesstirn – Aber soll er selbst erfüllen Seinen Traum aus bangem Hirn? Immer dunkler fließt die Wunde, Bis sie weckt ein altes Bild, Bis dem Herrn im Herzensgrunde Zweier Freunde Herzblut quillt. Eines, das er selbst vergossen, Eins, das auf dem Blocke sprang. Jetzt ist schon der Fürst entschlossen, Faßt das Band, das ihn umschlang. Um des Retters Stirne windet Er's behend mit leichter Hand, Schönes, bleiches Haupt, wie bindet Fürstlich dich das Königsband! Sinnend, aber heiter weilet Bei dem Anblick lang der Held. Dann mit dem Erwachten eilet Auf dem Wagen er durch's Feld. Freudig zeigt er den Gekrönten In den Mauern Babylons, Freudig tritt er im versöhnten Geist die Stufen seines Throns; Grüßet der Genossen Runde, Voll und lose wallt sein Haar. Seine Stirne, die gesunde, Fühlt sich keiner Krone bar.