11. Wie die Könige nach Hause kamen und was weiter geschah Die Kön'ge, die in dreizehn Tagen Der wundervolle Stern geführt, Daß sie von keiner Reise Plagen, Von keines Wegs Verdruß gespürt, Seit sie zusammen heimwärts kehren, Wie langsam geht ihr Zug voran, Daß ihnen ewig däucht zu währen Die jüngst so rasch durchflogne Bahn. Bald gähnt ein Schlund vor ihrem Fuße, Bald steigt ein Berg vor ihnen auf, Vor einem brückenlosen Flusse Steht jetzo, jäh gehemmt, ihr Lauf. Und ist er überbaut, durchschwommen, So wandern sie im öden Land; Und wenn sie in's bewohnte kommen, Faßt Niemand ihres Worts Verstand. Doch wo durch Zeichen und durch Worte Sie öffnen können Aug' und Ohr, Erzählen sie von ihrem Horte Und bringen ihre Wunder vor. Mit Demut und mit ganzer Liebe Beschreiben Mutter sie und Kind, Und wecken heißer Sehnsucht Triebe, Wo Menschen, die es hören, sind; Und ziehen fort, am Leib ermüdet, Am Geiste fröhlich und getrost, Im Herzen seliglich befriedet, Wenn um sie Sturm und Wetter tost. Es trennt sich keiner von dem andern, Und endlich, nach dem zweiten Jahr, Sieht man hinauf den Berg sie wandern, Wo erst der Stern erschienen war. Dorthin bescheiden sie die Fürsten Und ihrer Völker manchen Mann, Die nach des Sternes Heile dürsten – Und kündigen das Wunder an. Da regen sich mit froher Schnelle Der Arme viel von Jung und Alt, Und eine freudige Kapelle Glänzt auf des Berges Spitze bald. Der Götter trübe Mißgebilde Sie blieben diesem Tempel fern, Man sah da nur in sel'ger Milde Des Kindes Bild in einem Stern. Jetzt ekelte vor ihren Göttern Der Völker aufgethanem Sinn, Sie gingen fort, sie zu zerschmettern, Und stellten Stern und Kindlein hin. Drauf haben leiblich sich geschieden Die frommen Kön'ge Hand aus Hand, Und trugen ihres Kindes Frieden Ein jeder in sein eigen Land; Doch ihre Herzen allerwegen, Die blieben bei einander stets; Und jährlich kamen sie zu pflegen In der Kapelle des Gebets. Und jedesmal, so oft sie kamen, Da wußten sie der Wunder viel, Verkündeten, wie guter Samen In so viel neue Herzen fiel. Von unsichtbarer Hand getrieben, Wird ihnen leicht ihr Fürsten-Amt, Ein kindlich Hoffen, Glauben, Lieben Hat ihrer Völker Herz entflammt. Gar manches Jahr verging den Frommen In solches Kinderglaubens Stral, Und auf dem Berg zusammenkommen Sind sie schon mehr denn dreißigmal. Es war der König der Araben Gebeugter, hundertjähr'ger Greis; Des Mohrenjünglings Haupt umgaben Die sonst so schwarzen Locken weiß. Und also knieten einst die Greisen Zusammen vor des Kinds Altar, Und um die drei, da stand der weisen, Der edlen Morgenländer Schar; Da kam zu der geweihten Schwelle Herein ein schlichter Pilgersmann, Er schaut sich um in der Kapelle, Er hebt getrost die Botschaft an. Es ist ein Bote von dem König! Wie horcht der Männer glaubig Ohr! Wie wußten sie seither so wenig, Welch neues Bild schwebt ihnen vor! O martervolle Kreuzerhöhung! O Tod von unerforschter Art! O wunderbare Auferstehung! O wonnereiche Himmelfahrt! Der Bote bringt die rechten Kunden, Er hat kein Traumbild ausgehegt, Hat in des Meisters Seitenwunden Die zweifelsbange Hand gelegt. Er ging, und auf dem Pilgerlaufe Rief seinen Herrn und Gott er aus, Und heute fodert er zur Taufe Die Greisen in des Kindes Haus.