An die deutschen Frauen 1814. Nun uns Freiheit ist erstritten In Gedanken, That und Wort, Schaffet denn die fremden Sitten Ihr auch, deutsche Frauen, fort! Ist nur erst aus euern Herzen Aller welsche Sinn verbannt, Jenes Locken, Buhlen, Scherzen – Weicht von selbst der andre Tand. Rühmt nicht lange hier und dorten Vaterländischen Verein; All' auf einmal aller Orten Sollen deutsche Weiber sein. Nicht in hohen Saales Mitte, In der alten Eitelkeit, Nach der üpp'gen Frankensitte, Wird die deutsche Tracht geweiht! Fromm und mild soll sie gedeihen Still in jedem Kämmerlein, Wandeln soll sie dann im Freien, Eingeweiht vom Sonnenschein. Nicht in stolzem Haargeflechte, Nicht in Sammt- und Seide-Glanz Sollt ihr suchen euch das Rechte, Kinder unsres deutschen Lands. Kränze schweben von den Eichen Euch von selbst ins schlichte Haar, Frische Waldesblüten reichen Eurer Brust zum Schmuck sich dar. Eure lieben Angesichter Sind noch aus der alten Zeit, Wie sie Maler uns und Dichter Einst getreulich konterfeit. Jene herrlichen Geschlechter Haben Schönstes auch gekannt, Wählet ihrer hohen Töchter Edel zierliches Gewand. Vieles wirkten sie und woben In dem stillen Frauenkreis, Also möget ihr erproben Neu den anererbten Fleiß. Wie sich's Einmal dann gestaltet, Biet' es stets dem Fremden Trutz, Denn was wechselt und veraltet, Ist nur eitler, welscher Putz. Ganz in seine strenge Hülle Schließ' es rings die Glieder ein, Unerforscht, wie euer Wille, Sollen eure Reize sein. Mag der Fremde lüstern spähen: Schweigend, eingehüllt in Zucht Wird die deutsche Jungfrau stehen, Unzugänglich, unversucht. Von des Landes treuen Söhnen Ehrerbietig angeschaut, Reine Wünsche nur zu krönen, Wächst sie still heran zur Braut. Solches singen wir in Liedern Dichtend euch, ihr Frauen rein! Wollt es mit der That erwiedern, Deutsch an Leib und Seele sein! Wußt' ein deutscher Mann zu schlagen Treu und fest die eigne Schlacht, Wiss' ein deutsches Weib zu tragen Fromm und rein die eigne Tracht!