An Cäcilie Du nennst ein Räthsel, nennest verschlossen mich, Der Alles jüngst, was in der geheimsten Brust Ihm blühte, was im tiefsten Herzen Heilig sich spiegelte, dir gestanden? Du weißt es Alles, was ich dir sagen kann; In jedem Blick, in jedem gedämpften Laut, Im stummen Gram und in des Frohsinns Sonnigem Lächeln enthüllt mein Herz dir; Daß du allein ihm Leben und Liebe bist, Daß zart und innig jedes Gefühl in mir Dein Eigenthum ist, daß dein Blick nur Kraft in die Brust mir und Milde senkte. So weht belebend um das entkeimte Grün Mit duft'gem Flug des seligen Lenzes Hauch, So gaukelt freundlich in der Quelle Rieselndem Silber der Rose Bildniß. Und ach, doch kann dein heiliger, zarter Sinn Worin die fremde Thräne so leicht den Thau Des weichen Mitleids weckt, doch kannst du So mich mit bitterem Argwohn kränken? Ach, still und kindlich trug ich die sel'ge Lust Im keuschen Herzen, betete nur zu dir, Und dir nur dankt' ich, wenn die Schönheit, Wenn mich ein großes Gefühl emporhob. Mit heil'gem Schweigen ehrt' ich das Göttliche, Das mir genaht war, wähnte das süße Glück, Den Traum des Himmels zu verscheuchen, Wenn ich mit irdischem Laut ihn grüßte! Der Sitz, wo du einst ruhtest, der Wiese Pfad, Den du gewandelt, war mir ein Heiligthum; Nie wagt' ich deines Schleiers Saum nur Leise mit bebender Hand zu fassen. Wer ist's, der mächtig aus der Ermattung Schlaf Mein Herz emporrief, welcher mich selbst mir gab, Daß kühn ich in den hohen Kreis der Edleren treten und stolz gestehn darf: Nehmt, ich verdien' es, nehmet den Euern auf, Der euch zur Seite kämpfen und siegen will, Der Haß dem Unrecht, der dem Schönen Liebe, der Treue dem Recht geschworen! Ach, was beginnst du? Willst du dein eignes Werk, Das Werk zerstören, welches ein lichter Strahl In jenem goldnen Kranze seyn wird, Welcher im Himmel dich einst umleuchtet? Vertraue dem, was tief in die Seele mir Du selbst geprägt hast, glaub' an die eigne Macht! Ach, wenn du zweifelst, muß ich dann nicht Selbst an dem eigenen Herzen zweifeln? Zürnst du vielleicht, daß ewiger Frohsinn mir Die Stirn bekränze, daß ich mit kälterm Sinn Nur in des Glückes lichtem Schimmer Wandelte, nie der Empfindung Thräne, Des tiefern Herzens lindernden Thau geweint, Die zarte Thräne, welche den düstern Gram Zum Engel umschafft, der in Wehmuth Göttlicher wird und des Himmels werther? Ach, oft verkündet Lächeln den stummen Gram, In heitern Schein hüllt oft sich ein blutend Herz, Und in der goldbesäumten Wolke Lauschte verderblich ein schwarzer Sturm oft. Gleich Aeolsharfen regen, vom geist'gen Hauch Geküßt, der Rührung leisere Saiten sich; Nicht mag mit Worten ich's entweihen, Was mir die göttliche Stimme kündet. Der Spott nur fühlt sich heimisch im leeren Traum Der dunklen Erde: aber verlassen schließt Empfindung sich ins tiefre Herz und Blickt zu den Sternen und schweigt und lächelt. So birgt der Kelch der nächtlichen Blume sich Der Gluth des Tages, nur in der Dämmerung Entfaltet scheinlos sie den Kelch: doch Woget in reinerem Duft die Nacht rings. Keusch sey des Herzens heiliges Zartgefühl Und gebe nie dem Hohne der Welt sich hin; Nur blenden kann des höhern Lichtes Flamme den Thoren, doch nicht ihm leuchten. O gieb ein Blümchen, wenn du nicht reden darfst, Gieb deines Lächelns flüchtigsten Sonnenstrahl, Den stillsten Blick mir nur zum Pfande, Daß du mein Inneres ganz errathen.