2. Nahe dich mir, Elegie, leichthüpfende Grazientochter, Freundin zarten Gefühls, nahe dich mir, Elegie! Nicht vom düsteren Schleier verhüllt, den herrisch der Volkswahn Einst um die Stirn dir wob, nicht mit geröthetem Blick. Kummer entnervt das Gefühl, und feind den verzagenden Thränen Schwinden die Musen; umsonst weinet im Pontus Ovid. Nein, ein flüchtiges Kind erscheine mir, schlank und gelenksam; Tanzend schwebe dein Fuß über die Blumen der Flur; Scherzend necke die Hand mit duftendem Blüthengestöber Amorn, welcher erzürnt mit dem Geschosse dir droht. Lächelnd folg' Idalia dir, doch wind' um der Göttin Ueppigen Reiz das Gewand züchtiger Grazie sich. Singe von Lust und Liebe mir vor, doch nimmer verfolge Reue die Lust, nie sey Kummer der Liebe Genoß. Spiele geziemen dir nur, nicht Leidenschaften; behutsam Nahe dem Kelch, sonst sinkt welkend die Blume dahin. Weinst du, so weine nur Thränen der List, wie die schlaue Kokette, Und die Verzweiflung selbst schmücke der Hoffnung Gewand. Thränen erweichen den menschlichen Sinn und Thränen den Orkus, Waffne mit Thränen dich nur, magisch besiegst du die Welt; Lust ist der Sterblichen Wunsch und Lust das Leben der Götter, Hauche nur Lust, und schnell öffnet sich jegliches Herz. Jeglichen locke mit schmeichelnder Kunst und Jedem gefalle. Schilt die Menge dich auch buhlerisch, gilt ihr Gesetz? Richten mag sie, was nach dem Gebrauch, was nützlich und recht sey, Aber das Schöne begreift einzig das schöne Gemüth. Ha, du nahst! Ich fühle das Wehn ambrosischer Düfte Amor, rufe den Lenz, baue mir Lauben im Hain! Folge mir nach und wohne bei mir, du Holde; melodisch Tönt mir die Laute; wohlan, hauche mir Lieder in's Herz!