Im Walde hinter Falkenhagen Den 22sten Jul. 1814. Ich wandre über Berg und Thal Und über grüne Haiden, Und mit mir wandert meine Qual, Will nimmer von mir scheiden; Und schifft' ich auch durch's weite Meer, Sie käm' auch dort wohl hinterher. Wohl blühn viel Blumen auf der Flur, Die hab' ich nicht gesehen, Denn Eine Blume seh' ich nur Auf allen Wegen stehen. Nach ihr hab' ich mich oft gebückt Und doch sie nimmer abgepflückt. Die Bienen sumsen durch das Gras Und hängen an den Blüthen; Das macht mein Auge trüb' und naß, Ich kann mir's nicht verbieten. Ihr süßen Lippen, roth und weich, Wohl hing ich nimmer so an euch! Gar lieblich singen nah' und fern Die Vögel auf den Zweigen; Wohl säng' ich mit den Vögeln gern, Doch muß ich traurig schweigen, Denn Liebeslust und Liebespein Die bleiben jedes gern allein. Am Himmel seh' ich flügelschnell Die Wolken weiter ziehen, Die Welle rieselt leicht und hell, Muß immer nahn und fliehen; Doch haschen, wenn's vom Winde ruht, Sich Wolk' und Wolke, Fluth und Fluth. Ich wandre hin, ich wandre her Bey Sturm und heitern Tagen, Und doch erschau' ich's nimmermehr Und kann es nicht erjagen. O Liebessehnen, Liebesqual, Wann ruht der Wanderer einmal?