Reiseerinnrung Den 2ten May 1816. Wo die alten Ströme rauschen Aus dem wald'gen Felsenthor, Setzt' ich einsam mich, zu lauschen, Und dies Singen scholl empor: Es fluthet die Welle Vom Dunkel in's Helle, In's grünende Thal aus den Wäldern hervor. Wenn die Klippen mächtig ragen, Wenn das Eis die Bahn verhüllt, Nimmer soll das Leben zagen, Das aus reichen Tiefen quillt. Was göttlich entstanden, Trägt irdische Banden; Doch strahlt ihm im Busen das himmlische Bild. Zürnst du, daß die moos'gen Bäume Dort die wilde Fluth entrafft, Wenn sie hier aus dunkelm Keime Freundlich neue Blüthen schafft? Im Lieben und Hassen, Im Nahen und Lassen Rollt wechselnd durchs Leben die waltende Kraft. Trümmer müssen bald sich spiegeln Auf den raschen Wellenhöhn, Bald von sonnenhellen Hügeln Stolze Schlösser niedersehn. Die Schlösser, die Trümmer, Sie halten uns nimmer, Fort treibet den Strom das lebendige Wehn. Aber wenn die leichten Wogen Durch des Strandes Lust und Graus Wandelbar hinabgezogen In Neptunus weites Haus, Dann breitet um alle Die himmlische Halle Mit ewigen Sternen unendlich sich aus. Also hört' ichs rauschend tönen Aus der Wogen raschem Streit, Und ich ging mit stillerm Sehnen Durch die Waldeseinsamkeit. Was frommen die Klagen! Du mußt es ertragen! Einst rinnen zusammen die Lust und das Leid.