2. Wohlan, du hast den großen Schwur vollbracht! Hoch schwingt der Geist der Freundschaft sein Gefieder, Und weinend senkt ins öde Reich der Nacht Der Genius der Liebe sich hernieder. Ach, alle seine Blumen sind verblüht; Der Hoffnung Bild entflieht in dunkle Fernen; Todt ist der Strahl, der sonst in ihm geglüht, Und sehnend schaut er auf zu bessern Sternen. Dort wird die Gluth der heißen Brust gedämpft, Kein Blick wird dort mehr Sehnsuchtsthränen weinen, Verbunden ruht, was feindlich hier gekämpft, Und Liebe wird mit Freundschaft sich vereinen. Zu einem Punkt steigt jeder Wunsch empor, In einem Punkt verwebt sich alles Sehnen; Zerrissen ist der Sinne trüber Flor, Und frei gesellt das Schöne sich dem Schönen. Ach, durch der Erde dunkles Schattenthal Ist Freundschaft wohl ein traulicher Begleiter: Doch kaum erwacht der schönern Sonne Strahl Schwebt sie verklärt als Liebe mit uns weiter. Triumph! die Erdennebel sind verbannt, Mit Rosen kränzt sich schon die goldne Schwelle Die Kette reißt, die trennend uns umwand, Und jedes Leid entflieht auf Lethes Welle! Tod ist des Lebens schönster Augenblick, Und aus der Nacht wird heit'res Licht geboren; Raubt dir auch oft dein Liebstes das Geschick, Nicht ewig bleibt, was ewig ist, verloren.