Hymnus an die heilige Cäcilia Für Cäcilie. Reizendste der Phantasieen, Die mein trunknes Auge sah, Mutter süßer Harmonieen, Du, die Sinn dem Klang verliehen, Heilige Cäcilia! Zartgefühl und reines Streben Hat dein Athem mir gegeben, Nimm, was ich dir weihen kann, Harmonie in Wort und Leben, Himmlische, zum Opfer an! Ach, die Dämmrung milder Thränen Und der Sonnenstrahl der Lust, Ahnung, Glaub' und leises Sehnen, Alles wiegt auf holden Tönen Sich ins Heiligthum der Brust. Was, vom Irdischen entbunden, In des Anschauns sel'gen Stunden Nie die reine Seele sah, Hat sie oft bei dir empfunden, Heilige Cäcilia! Sey mit freundlichem Gesange, Trösterin, sey mir gegrüßt, Die im schmeichlerischem Klange Bei des Lebens heißem Drange Lindrung in die Brust uns gießt; Die mit milden Freudenzähren, Ird'sche Wonne zu verklären, Den geweihten Blick belebt, Und den Glanz der ew'gen Sphären Um der Erde Nebel webt. Als du an des Lebens Saume Noch im Arm der Mutter lagst Und, geküßt vom leisen Traume, Von des Schlummers goldnem Baume Dir die ersten Blüthen brachst, Ach, da schwebten zarte Lieder Schon zu deinem Ohr hernieder, Und die keusche Phantasie Hob mit säuselndem Gefieder Dich in's Reich der Harmonie. Lächelnd gab dem zarten Kinde Ihren Kuß die Huldgöttin, Daß es, frei von ird'scher Sünde, Mit dem Schönen sich verbünde Zu des Herrlichsten Gewinn. Nur der Hauch der reinen Güte Nährt des Wohllauts zarte Blüthe, Wie den Blumenkelch der Tag, Und ein Mißton im Gemüthe Klingt auch auf den Saiten nach. Und als jetzt in heil'ger Schöne Ihres Lebens Lenz begann, Ach, da sprachen alle Töne Auf des Daseyns bunter Scene Den verwandten Busen an. Und der West, der sie umschwebte, Und die Fluth, die abwärts bebte, Und des Hains Elysium, Was im Raum der Erde lebte, Schuf in Ton und Klang sich um. Und sie irrte durch's Gefilde, Irrte träumend durch den Hain, Und das Hohe wie das Milde Prägten zaubrische Gebilde In den reinen Busen ein. Ach, in ihrem weichen Herzen Spiegelten sich Lust und Schmerzen, Und ihr inn'res Wesen schien Mit dem Schmetterling zu scherzen, Mit dem Adler aufzufliehn. Sprich, wie kannst du ihn ertragen, Diesen Kampf getheilter Lust? Nein, du mußt im Glück verzagen Oder auszusprechen wagen, Was du fühlst in tiefer Brust! Und sie spannt die goldnen Saiten, Und die zarten Finger gleiten, Horch, die Fluth der Klänge schwillt, Und es dämmert den Geweihten Der Empfindung erstes Bild. Zarter Liebe leises Sehnen, Sinnend irrst du und allein; Ruhig willst du gern dich wähnen: Doch es zeugen deine Thränen Von der unbekannten Pein. Ach, wenn mild die Saiten beben, Und der Brust geheimstes Leben Leis' im Reich der Kläng' entblüht, Wird dein Herz den Schleier heben, Der das Räthsel dir entzieht. Sieh, es tobt des Kampfs Erinne, Und der Jüngling zieht den Stahl, Und er blickt mit trübem Sinne In die Augen seiner Minne Und zum heil'gen Sonnenstrahl: Aber horch! Trompeten schallen, Und des Krieges Donner hallen, Und er stürzt sich in die Schlacht. Mag er siegen, mag er fallen, Ihn bezwingt die stärk're Macht. Geist, der durch die Saiten waltet Und, vom leisesten Entstehn Schwellend zum Akkord entfaltet, Uns die tiefste Welt gestaltet, Geist, wer schuf dein heil'ges Wehn? Was zum Gott mich oft erhoben, Oft der Leidenschaften Toben In der wilden Brust gestillt, Wär', aus eitlem Hauch gewoben, Nur des Nichtseyns Dämmerbild? Nein, dich hat die ew'ge Liebe Zu den Sterblichen gesandt, Daß im rauhen Weltgetriebe Uns die süße Ahnung bliebe Von dem schönern Vaterland. Jeder Ton, der uns durchdrungen, Ist aus heil'gem Quell entsprungen Und aus ew'gen Harmonien, Und erhellt die Dämmerungen, Die die Heimath uns entziehn. Harmonie, du Band der Sphären, Schöpferin des ew'gen Lichts, Göttin, deren Wink zu ehren, Tausend Sonnen sich verklären Aus dem Schooß des dunklen Nichts, Heilige, die jedem Fehle, Daß nur Gleiches sich vermähle, Die geweihte Kette schließt, Glorie der reinen Seele, Harmonie sey mir gegrüßt! Dir gehorcht die schwarze Welle, Wenn der Sturm die Flügel schwingt, Dir der Tanz der Wiesenquelle, Ruh und Kampf und Nacht und Helle Folgen, wenn dein Scepter winkt. Wo der Schöpfung Pulse beben, Darf kein Mißklang sich erheben; Auf geheimnißvoller Spur Schmilzt der Kräfte Widerstreben In den Einklang der Natur. Was dem Geiste Kraft gewährte Und dem Herzen Größe lieh, Was den Keim des Schönen nährte Und das Werk des Meisters ehrte, Wecktest du, o Harmonie! Freiheit muß auf Scham sich gründen, Kraft und Milde sich verbinden Und Genuß durch Müh' erfreun; Kühnheit soll die That erfinden, Richterin die Charis seyn. Hehre, die am Himmelsbogen Und im Erdenkreise weilt, Sey der Reizenden gewogen, Die, von deinem Hauch erzogen, Geist und Namen mit dir theilt. Als von dir ihr Auge glühte Weckte sie des Liedes Blüthe Und der Worte Kraft in mir, Und gefiel ich dir, so biete Ihr allein den Lohn dafür.