7. Hast du noch nimmer geliebt, so geh und liebe noch heute; Unempfunden entflieht sonst dir das reizendste Glück! Ach, sie hat mich geküßt! In rosenfarbenem Glanze, Rasch von den Horen beschwingt, schwimmet mir heute die Welt. Knieend lag ich vor ihr und zitterte leise vor Sehnsucht, Weniges flehte der Mund, vieles der schmachtende Blick, Zagen beklemmte mein Herz, und die Hoffnung kämpfte gewaltsam Gegen die Furcht, und es hob rasch sich die klopfende Brust. Aber dem Auge der Holden entfunkelte süße Gewährung; Siehe, das reizende Weib beugte sich schüchtern herab, Schlang um den Glücklichen leise den kettenden Arm, und mit Lächlen Hob sie, wie folgt' ich so gern, sanft an die Brust mich empor. Nimm, du hast es verdient, so sprach sie mit süßem Gelispel, Und ihr rosiger Mund nahte dem meinigen sich. Glühend weht' um die Lippen der Hauch, und ein brennender Kuß sank Langsam, gleich des Akkords Schwinden, in's Herz mir hinab. Ach, wie bebt' ich vor Lust und schauderte, wähnte zu sterben, Und doch hatt' ich noch nie reiner und schöner gelebt. Seliger Rausch! O möcht' ich doch einst so scheiden, in solchem Taumel; ich kaufte den Tod gern für die Schätze der Welt! Lang noch wünscht' ich zu leben mir dann, daß lange die Hoffnung Mit dem beglückenden Ziel winkte dem sehnenden Geist, Und dann sänk' ich dahin, von deinen Armen umschlungen, Und im glühenden Kuß schwebte die Seele dahin. Kein Elysium fordert' ich dann, und bange vermied' ich Lethes dunkele Fluth, gleich dem betäubenden Gift. Sinnend lehnt' ich mich hin auf rosige Wolken und dächte Ewigkeiten hindurch an das genossene Glück, Fühlte den seligen Kuß noch Ewigkeiten und tauschte Für des Olympiers Thron selbst die Erinnerung nicht. Hast du noch nimmer geliebt, so geh und liebe noch heute, Unempfunden entflieht sonst dir das reizendste Glück.