Meinem Freund R ... Am großen Freiheitstage geweiht. Ha, die große Freiheitsstunde Kommt einmal, mein Freund, für dich! Mit dem Jubel aus dem Munde Schwebt sie! Bräutlich zeigt sie sich! Von des Engels Hauch zerschmelzen Schwere Fesseln, deren Last Du, gekettet an den Felsen Deiner Wand, getragen hast. Ach! sie führt mit Lilienhänden Dich vom Thränenberg herab, Dem Gefangenen, Elenden, Schauervoller als das Grab. Kerkerstaub entfliegt dem Kleide, Und der goldnen Freiheit Licht Hängt an seinem Saum; die Freude Röthet wieder dein Gesicht. Weggeschwunden, o du Lieber! Weggeschwunden ist die Nacht, Die dir oft die Seele trüber, Als der Nächte Schau'r gemacht. Deine Thränen sind verflossen, Die du oft im Kerkergrab Vor dem Engel hingegossen, Den dir Gott zum Schutze gab. Keine Schlösser, keine Riegel Rasseln mehr vor deiner Thür'; Und der Schwermuth Rabenflügel Schattet nimmer über dir. Nimmer steigt durchs Eisengitter Dein Geächz': O Vater, nimm Diesen Kelch, so schwer, so bitter, So gefüllt mit deinem Grimm. Deine Brüder siehst du nimmer Schleppen ihrer Ketten Last; Hörst nicht mehr ihr Angstgewimmer In den Nächten ohne Rast. Siehst nicht mehr die Weidengerte In des Kriegers Blut getaucht; Nimmer siehst du, wie die Erde Von Verzweiflungszähren raucht. Freiheit! Freiheit! hörst du tönen Aus dem alten Eichenhain, Wandelst bald mit Deutschlands Söhnen Wieder an dem freien Main. Freiheit! Gottes größter Segen! Freiheit, ach, wann wandelst du Mir Bestürmten auch entgegen? Bringst mir wieder Seelenruh'? R ..., Trauter, sieh mich weinen Mit verhülltem Angesicht. Geh, umarme nun die Deinen; Aber Freund, vergiß mich nicht! Sprich zu deinen Lieben: droben Fault in seinem Kerkergrab Schubart, der mir manche Proben Seiner Lieb' und Freundschaft gab. R ..., nicht mehr auf dieser Erde, Einst im Himmel seh' ich dich! O dann bleibst du mein Gefährte, Ewig! ewig liebst du mich! Und in Paradieseslauben, Wo kein Menschenhenker quält, Schweben wir, wie Zwillingstauben, Die die Sympathie vermählt.