Schulmeistertrost Ich habe viele Sorgen, Mein Leben wird vom Morgen Bis in die späte Nacht Mit Lehren zugebracht. Viel Mägdlein und viel Knaben Auf seiner Seele haben, Ist wahrlich eine Pflicht Von drückendem Gewicht. Doch thu' ich es mit Freuden; Denn Christi Schäflein weiden Auf kleebesäter Trift Macht selig nach der Schrift. Die großen starken Geister Beschämt oft ein Schulmeister, Der in dem Hirtenamt Von reinem Eifer flammt. Der Kinder Herz regieren Und sie zur Tugend führen Durch treuen Unterricht, Welch eine süße Pflicht! Das Lesen, Rechnen, Schreiben Mit künft'gen Bürgern treiben, Und sie mit Bildners Hand Bereiten für das Land; Und wenn mit stillem Schmähen Die Menschen auf uns sehen, Und für verdienten Lohn Oft geben Spott und Hohn; Dies leiden ohne Kränken Und still im Herzen denken: Ich dulde gern die Schmach Dem größten Lehrer nach – Dies ist Schulmeisterswürde; Drum trag' ich meine Bürde Und meinen Hirtenstab Geduldig bis ins Grab. Wenn ich die Orgel spiele Voll göttlicher Gefühle, Und die Gemeinde singt, Daß mir's im Herzen klingt; Wenn Gottes Huld mir lächelt Und Himmelsluft mich fächelt, Rinnt von der Stirne heiß Herunter mir der Schweiß: So fühl' ich süßen Frieden; Und will ich auch ermüden, So denk' ich an den Lohn, Uns beigelegt am Thron. Sing' ich mit meinen Knaben: »Laßt uns den Leib begraben!« Vor eines Christen Grab, So blick' ich stumm hinab; Und seufz': Hier will ich schlafen Einst unter meinen Schafen, Und ach, nach kurzer Ruh', Erlöser, weckst uns du!