Die Zärtlichkeit An Luise. Goldne Zierde sanfter Seelen, Himmelsgrazie, mit dir Will ich ewig mich vermählen; O, wie lieblich strahlst du mir Aus Luisens sanftem Blick Deine Herrlichkeit zurück. Einfalt mit dem Silberschleier, Unschuld mit dem Rosenflor Wandern dir in stiller Feier Als zwei liebe Schwestern vor. Engel Gottes freuen sich Ueber dir, und küssen dich. Als die Schönheit und die Güte Einst im Garten Gottes stand, Und der erste Vater glühte, Da sich Eva ihm entwand; Blicktest du das erstemal As des Weibes Augenstrahl. Göttin – doch, so schön und milde Hat dich nie ein Aug' erkannt, Als ich in Luisens Bilde Dich zum erstenmal empfand. Still und groß und himmlisch mild Warst du in Luisens Bild. Ihrer Augen Zährenhelle, Ihrer Wangen Purpurschein, Ach, in Edens lichtem Quelle Wuschen sie die Engel rein. Ihrer Stimme süßer Ton, Wie ein Himmelspantalon; Blitzt' und drang in meine Seele, Herz und Busen wurden weit, Und aus meiner Augenhöhle Schimmerte die Zärtlichkeit. Liebeschauernd schlug mein Herz, Bald vor Wonne, bald vor Schmerz. Sterben möcht' ich nun vor Liebe, Seh' ich diese Zauberin; Aber wird ihr Auge trübe, O, wie trübt sich dann mein Sinn! Jeden Zug der Sympathie Fühlt mein armes Herz durch sie. Bruderliebe zu den Brüdern, Mitgefühl bei jeder Noth; Jedes Lächeln zu erwiedern; Jede Angst bei fremdem Tod; Demuth, Kinderfreundlichkeit Lehrte mich die Zärtlichkeit. Aber nur aus deinen Blicken, O Luise! lernt' ich sie; Ewig soll mich nun entzücken Diese Seelensympathie; Diese süße Zärtlichkeit, Die uns Cherubsschwingen leiht. Wenn ich rede, wenn ich schweige; Wenn, in deinen Reiz verschwemmt, Manche Thrän', der Liebe Zeuge, Mir die süße Rede hemmt; O so denke: tief, wie dich, Rührt die Zärtlichkeit auch mich!