Das Verderben der Welt Wenn auf die verdorbne Welt Still ein Blick der Seele fällt: O, so schauert mir die Haut, Und dem Tode ruf' ich laut. Laster brausen hoch einher, Wie die Wogen auf dem Meer, Unaufhaltsam, wie die Wuth Jener allgemeinen Fluth. Auf den schwarzen Wogen thront, Satan, den die Rache schont; Denn sie spart auf jenen Tag Ihren großen Donnerschlag. Menschen treiben kühnen Spott, Schwellen auf und lästern Gott; Und der kaum geformte Thon Trotzet seinem Töpfer schon. Wahn und kühner Zweifel macht Aus dem Tage Mitternacht; Spötter der Religion Sprechen Gott und Tugend Hohn. Von dem Throne bis zum Pflug Herrscht Verstellung und Betrug; Und Verbrecher können nun Ohne Ahndung Böses thun. Aufgefressnes Wittwengut, Und zerquetschter Waisen Blut; Frevler, unter deren Fuß Sich die Tugend bücken muß; Stolz und Heuchelei und Neid Unter einem frommen Kleid; Geiz, der in dem Winkel sitzt Und den Drachenschatz beschützt; Wilde Lust, die lockend blickt Und den Geist zur Erde drückt; Christen, die berauscht und blind Ihre eigne Henker sind; Kinder, gegen Lehrer taub; Jünglinge, der Lüste Raub; Männerherzen, ohne Muth; Sünden, die das Alter thut; Einen Freund, wie Joab ist, Der mit gift'gen Lippen küßt, Und mit heitrem Angesicht Freunde mörderisch ersticht: Erde, bist du das – und Er Donnert nicht, der Donnerer? Mitternacht, o! decke du Diese Drachenhöhle zu. Komm, des Schlafes Bruder, Tod! Lieblich, wie das Morgenroth, Kühlend, wie der Westwind weht, Lächelnd, wie ein Blumenbeet. Führe mich aus dieser Welt, Ehe Feuer auf sie fällt; Reich' mir deine milde Hand, Bringe mich ins Vaterland. Todte in den Gräbern hier, O! wie glücklich seid ihr mir, Die ihr vor der Laster Wuth Sanft beschützt im Grabe ruht.