Serafina an ihren Schutzgeist Mein Engel, den ich Vom Himmel erbat Zu leiten mich hier Auf dornigem Pfad, Zu führen mich einst Ins wonnige Land, O lächle mir, Bote, Vom Himmel gesandt. Oft hab' ich geweint, Oft hab' ich geklagt, Daß hier so der Wurm Das Röslein zernagt, Daß Unschuld, so rein, Wie Himmelskrystall, Oft plötzlich sich neigt Zum tödlichen Fall. O Engel, sei mir Vor Tausenden hold Und hülle mich ein In Flügel von Gold. Noch bin ich so jung Und kenne noch nicht Der Lüste Betrug Im schlauen Gesicht. Wenn Eitelkeit oft Mit Blümlein mich neckt, Und unter dem Strauß Die Schlange versteckt; Wenn Thorheit mich sucht So eile geschwind Und warne mich selbst, Du himmlisches Kind. Wenn Amor mir winkt Mit frechem Gesicht, Und höhnisch verlacht Die heilige Pflicht; Mein Engel, so schlag Die Flügel so laut, Bis Amor entflieht Und bis er mir graut. Doch sitz' ich allein Am goldnen Klavier Und sing' ich ein Lied, Mein Engel, von dir; So säus'le in mich Dein Himmelsgefühl Und rüste mit Kraft Mein goldenes Spiel. Wenn Andacht mein Herz Zum Himmel erhebt, Daß unter der Faust Der Flügel erbebt, So öffne du mir Die künftige Welt, Bis glühend vom Aug' Die Zähre mir fällt. Einst drückest du mir Zur ewigen Ruh' Mit Fingern von Duft Die Aeugelein zu. Dann stürz' ich dir, ach! Von Seligkeit warm Als deine Vertraute, Mein Engel, in Arm. Dann lächelst du mir, Dann nennst du mich Braut, Und küssest mich sanft Und himmlisch vertraut, Und führest mich selbst An rosiger Hand, Du Bote des Herrn, Ins wonnige Land.