Die Thränen Thränenbilder, sei gepriesen, Für die Thränen, die so süß Von den Wangen niederfließen, Wie der Thau im Paradies. Wenn die heiße Last der Qualen Meine müde Seele drückt, Und mein Aug' mit matten Strahlen In den Staub des Elends blickt; Ach, so macht die Silberquelle, Strömend meinem Herzen Luft, Und mein Aug', von Thränen helle, Blickt hinauf durch Kerkerduft! Und den Himmel seh' ich wieder; Engel schauen, däucht es mich, Gnadelächelnd auf mich nieder Und mein Herz erleichtert sich. Oft sah ich in Thränenbächen Gottes Sonne schön und mild Sich in tausend Strahlen brechen Und des Regenbogens Bild. Ach, da denk' ich, Gottes Höhen Siehst du schon wie Stephanus! Siehst schon Jesum Christum stehen, Giebst ihm schon den Trauungskuß. Wann ich im Gefühl der Sünde Eine Thräne weinen kann, Und den Wonnetrost empfinde: Jesus nimmt die Sünder an; O wie leicht wird's da dem Herzen, Wenn die Angst in Thränen schmelzt, Das Gefühl gehäufter Schmerzen Wird gleich Hügeln weggewälzt.