An Lischen Schwäbisches Bauerlied. Liebes Lischen, laß mich doch Nur ein wenig klagen! Eile nicht, ich habe noch Vieles dir zu sagen. Seit der Ernte bin ich dir Täglich nachgeschlichen; Aber listig bist du mir Immer ausgewichen. Sieh, ich bin dir gut, und du Hältst mich immer schlechter; Ja, ich werde noch darzu Allen zum Gelächter. Weißt du noch? Am Erntetanz Sprangest du so munter; Und da fiel der Blumenkranz Dir vom Kopf herunter. Husch! da griff ich eilend zu, Dachte voll Entzücken, Für die Mühe würdest du Dankbarlich mir nicken. Losgegangen war ein Band; Das ergriff ich sachte, Bis ich's langsam mit der Hand Auf die Seite brachte. Holla! dacht' ich, meinem Hut Soll es trefflich stehen; Doch du hattest gar zu gut, Was ich that, gesehen. Das ist schön! so fingst du an, Willst du mich bestehlen? Seht den feinen Dieb! Er kann Seinen Raub nicht hehlen. Feuerroth ward mein Gesicht; Wie vom Blitz geschlagen Stand ich da, und konnte nicht Eine Silbe sagen. Alle Bauern stellten sich Um mich her, und machten Mich zu Schanden; nannten mich Einen Dieb – und lachten. Lischen, sieh, das war nicht fein, Meiner so zu lachen, Und mich vor dem ganzen Reih'n Zum Gespött zu machen. Sage, hast du denn bei dir Solche Lust empfunden, Als die hellen Zähren mir In den Augen stunden? Sieh, ich bin dir doch so gut, Sei mir's auch ein bischen! Mehr noch, als mein eigen Blut, Lieb' ich dich, mein Lischen.