Jägerlied Hans, Hans der edle Hirsch ist todt! Die Thierwelt klagt um ihn, Und wer ihm Trank und Speise bot, Seufzt kläglich: Hans ist hin. Der Jäger singt ein banges Lied, Es horcht der Wald umher; Denn Hans, der Stolz der Solitude, Karls Liebling ist nicht mehr. Weiß wie das Licht war unser Hans, Ein Bild aus Duft gewebt, Versilbert von des Mondes Glanz, Das auf dem Hügel schwebt, Wie Ossian in stummer Nacht Oft vor sich schimmern sah; Stand kaum in solcher Wunderpracht, Wie Hans der Edle da. Doch seine vierzehn Enden nicht Und seiner Farbe Glanz Besinge unser Klaggedicht; Weit edler war der Hans. So liebt' kein Menschenphilosoph Wie er, die Einsamkeit; Drum hat er das Geräusch am Hof Der Hirschewelt gescheut. Nur einen Freund hat er gewählt; Hans dachte so dabei: Wer viele Hirschefreunde zählt, Dem ist oft keiner treu. Auch war er schamhaft, war so keusch In seinem Lebenslauf, Und ohne brausendes Geräusch Sucht er die Hirschkuh auf. Noch mehr liebt' Hans die Menschen all, War ihnen hold und treu, Und flog, gelockt durch Pulverknall, Wie Lichtesstrahl herbei. Beleidigte die Menschen nie, Nahm Speis' aus ihrer Hand, Und legt sich freundlich unter sie, Als hätt' er auch Verstand. Doch immer dacht' er groß und frei, (Wer frei denkt, denkt auch groß) Und drohte man mit Sklaverei, Riß er sich muthig los. So gern er fraß, so zog er doch Des bittern Hungers Tod Weit vor dem niedern Sklavenjoch, Womit man ihn bedroht. Und doch – auch edle Hirsche drückt Die Last der Eitelkeit – Hat er zwölf Lenze nur erblickt; Wie kurz war seine Zeit! Verendet hat das edle Thier, Ein Frühlingslüftchen kam, Das unsern Hansen sanft von hier Ins Reich der Schatten nahm. Auf einem Karren führen ihn Die Jäger nun zur Ruh', Und scharren mit betrübtem Sinn Den todten Hansen zu. Die guten Jäger stehen stumm, Ihr Hans hat nun verend't; Und pflanzen um sein Grab herum Ein Hirschenmonument. Die junge Eiche lieblich steht, Streut Blätter auf sein Grab; Der Fruchtbaum, wenn ein Lüftchen weht, Wirft goldne Frucht herab; Der Rosenstock verbreitet Duft Im Frühlingssonnenglanz. Das Jagdlied klagt: In dieser Gruft Verwes't der edle Hans.