Ermunterung Auf, mein Geist, in freie Luft Aus dem Angstgedränge! Diese dunkle Todtengruft Ist dir viel zu enge! Du bist frei! Sklaverei, Kerker, Zwang und Bande Sind des Geistes Schande. Eines Christen Geist durchdringt Dicke Felsenquader; Fessellos und leicht geschwingt Hebt er sich zum Vater. Gottes Hauch Bist du auch! Soll Jehovah's Hauchen Hier in Angst verrauchen? Sieh das blaue Sternenfeld Wogig um dich fließen; Sieh den Mond, und sieh die Welt Unter deinen Füßen. Sieh das Licht! Funkeln nicht Deines Gottes Wunder Ueberall herunter? Sieh die ungeheure Zahl: Thiere, Seelen, Geister Stehn und preisen überall Ihren Gott und Meister. Staub und Stern Singt dem Herrn; Seele kannst du schweigen Unter so viel Zeugen? Schwache Seele, willst du nur Mit dem Schöpfer zanken? Heb dich über die Natur, Lern für's Elend danken, Unter Zucht Wächst die Frucht, Reift der Geist zu Freuden Wahrer Seligkeiten. Siehst du am krystallnen Meer, Dort die Schaar der Frommen? Aus der großen Drangsal her Ist die Schaar gekommen. O wie preist Nun ihr Geist Gott für kurze Plagen, Die sie hier getragen. Drum, mein Geist, laß keine Noth Dich zur Kleinmuth bringen; Sei nur treu bis in den Tod, Dann wird dir's gelingen, Daß du noch Christi Joch Sanft und rettend heißest, Und den Vater preisest.