Welmar's Lebensfest Edler Welmar , als dich wonnelächelnd Deine Mutter auf die Arme nahm, Und dein Engel, Himmelslüfte fächelnd, Auf die Erde dich zu schützen kam; Ach, da hat aus seines Lichtes Klarheit Dich der Wesen Urgeist angeblickt, Und in deine sanfte Seele Wahrheit Und Gefühl des Schönen eingedrückt. Darum glänzt von deinem Aug' herunter So viel Menschenwürde. Darum glüht Dir der Denkerblick, wenn er die Wunder Seines großen Bilders strahlen sieht. Darum seufzt dein Herz in seinen Tiefen Ach! nach Wahrheit, Wahrheit seufzt es nur. Und mit Tritten, die die Pfade prüfen, Wanderst du auf hoher Weisheit Spur. Darum schaurst du Wonne, wenn das Schöne Deine reingestimmte Seele rührt, Und durch Dichtung, Säulen, Farben, Töne Dich zum Urbild aller Schönheit führt. Darum näßt das Mitleid deine Wangen, Wenn du Menschen um dich elend siehst, Arm, verachtet, elend und gefangen, Und um sie vergebens dich bemühst. Welmar ! ha zu gut für diese Erde, Wo die Wahrheit kümmerlich gedeiht, Wo der Schönheit himmlische Geberde Jeder Krüppel Galliens bespeit; Ha, zu gut für theurerkaufte Gnaden, Viel zu edel für ein höfisch Fest, Wo der Fürst an einem seidnen Faden Seine Pantin's vor sich tanzen läßt; Auch zu gut für eine Welt, wo Spötter Höhnisch lachen der Religion, Und wo Könige zum Gott der Götter Trotzend sehn von ihrem Leimenthron; Wo die Tonkunst, deine traute Schwester, Jammert unter welscher Tyrannei, Wo so manches schallende Orchester Harmonie verkennt und Melodei. Guter Himmel, hast du keine Hütte Für den theuren, auserwählten Freund, Dessen Auge beim Verderb der Sitte Und beim weibischen Geschmacke weint? Keine Hütte, drinn er Wahrheit finden Und getreu der Wahrheit leben kann, Und, beweht vom Silberduft der Linden, Wandeln auf der Schönheit Rosenbahn? Ach, die Hütt' ist, Welmar , nicht hienieden; Droben, Welmar , ist die Hütte nur. Dorten erst, dort wandeln wir im Frieden Auf der Wahrheit und der Schönheit Spur.