414. Jakobe Lauber. Von A. Schöppner. – Mündlich. Wie flammt der Kerzen goldner Strahl Zu Augsburg in dem hohen Saal! Herr Gustav Adolf lud zum Tanz Der edlen Frauen schönen Kranz. Und Alles harrt und Alles spannt, Wen heut' erkürt des Königs Hand; Wer wird die Hochbeglückte sein, Die sich des Ruhmes soll erfreun? Sieh dort im Erker zart und fein Ein allerliebstes Jungfräulein; Wie strahlt ihr Auge sonnenklar, Wie wallt ihr goldnes Lockenhaar! Des Königs Blick erspähet bald Der schönen Jungfrau Wohlgestalt; Er grüßet sie gar lieb und fein Und lädt zum Tanze gnädig ein. Und wonnetrunken schwebt' er hin Mit seiner holden Tänzerin. Wie schlug sein Herz so liebewarm, Da er sie hielt in seinem Arm. Gar süßer Worte fand er viel Verlockend zu der Minne Spiel, Denn immer höher stieg die Glut Und immer heißer ward sein Blut. Gemach Herr König! nicht so leicht Wird eurer Wünsche Ziel erreicht; Noch blüht in Augsburg wundersam Das seltne Blümlein: Deutsche Scham. Herr Gustav glüht von heißer Lust, Zu drücken sie an seine Brust, Doch heldenmütig wehret sein Das tugendsame Mägdelein. Und wie der König sie bedrängt, Der Jungfrau zarter Finger fängt In Gustavs Spitzenkragen sich, Der so zerriß gar jämmerlich. Darob erstaunt der König sehr Und heget fürder kein Begehr, Zu kühlen seiner Minne Glut An solcher Tugend Heldenmut. Des Tags darauf ward übersandt Der Kragen von des Königs Hand, Dazu gar kostbares Gestein, Der keuschen Sitte Lohn zu sein. Und fragt ihr nach der Schönen Nam', Die also keusch und tugendsam: Hieß Jakobine Lauberin, Des Schwedenkönigs Siegerin. Wie viel der Spitzenkrägelein Von unsern heut'gen Jungfräulein Zerrissen werden grausamlich? – Die Antwort find't von selber sich.