603. Der Hirtenknabe bei Sankt Quirin. Von A. Lindner. – Sankt Quirin, Wallfahrtskirche, unweit Neustadt an der Waldnaab. Es steht auf grüner Bergeshalde Ein Kirchlein, Sankt Quirin genannt, Beschattet rings vom Fichtenwalde, Dem gläub'gen Volke wohl bekannt. Hier weidete um Abenddämmern Ein Knab' mit innig frommem Sinn, Erflehend sich bei seinen Lämmern Des Himmels Gnade zum Gewinn. In stiller Andacht hingesunken Der Heerd' nicht denkend auf der Flur, Voll Dankesgluth und liebetrunken, Weiht er sich seinem Gotte nur. Da öffnet sich des Himmels Pforte Und Engelschaaren, glanzumsäumt, Versammeln sich am heil'gen Orte, Dem Knaben ist, als ob er träumt. Bald tönt es laut wie Glockenklänge Und feierlich wie Orgelton; Inmitten schallen Lobgesänge Zum Glorienlicht auf Wolkenthron. Zur Kirche schien die Flur gekehret, Dem Knaben ward so wunderbar, Gott will, daß man ihn hier verehret, Dieß stand vor seinem Geiste klar. Nach Jahren glüht die Morgensonne, Die Glocke ruft im hellen Klang Das gläub'ge Volk strömt freud'ger Wonne, Zum Tempel hin in süßem Drang. »Herr! laß mich Deinen Weg bereiten,« So fleht der Priester am Altar, »Muß eine andere Heerde weiden;« – Ob's nicht der Hirtenknabe war?