1067. Die Venetianer im Fichtelberg. Von A. Kaufmann. Wie lockt in Sommers Schwüle Der Wald so wunderbar! Wie lieblich haucht die Kühle Um Busen, Stirn' und Haar! Die Buche ragt gewaltig, Die Tanne schlank und wild; Das Moos so vielgestaltig Wie's um die Knorren schwillt! Der Welle fröhlich Hüpfen, Die um den Fels sich schlingt; Des Eichhorns lustig Schlüpfen, Das in den Zweigen springt; Das Spiel der goldnen Lichter, Des Laubs verliebter Scherz – Wie freudig spielt's dem Dichter Durch's Auge bis in's Herz! Süß, Wald, sind deine Wonnen, Doch birgst du, tief entrückt, Scheu vor dem Glanz der Sonnen, Den Hort, der schlimm beglückt, Der stets mit blut'gem Hader Den Erdkreis noch getränkt, Drum ihn in tiefste Ader Ein güt'ger Geist versenkt. Da lagen nun und ruhten Die Schätze unberührt – An der Lagune Fluthen Hat man sie aufgespürt; Auf fernen Euganeen In Zauberspiegelschein Gelang's den Hort zu sehen Im Schneekopf und Kössein. Nun kam in düstern Schaaren, Ward sommerlich die Zeit, Viel wälsches Volk gefahren Um deutsche Herrlichkeit; Oft sah man finstre Männer, In monderhellter Nacht, Des Gold's erprobte Kenner Durchwühlen Schacht auf Schacht; Oft auch in wilden Nächten, Zu schlimmen Thaten gut, Vernahm man stürmisch Fechten, Und morgens fand sich Blut. Was deine Felsenfeste, O Fichtelberg, durchrollt, Venedig sah Paläste Ersteh'n von deinem Gold; In Sammtgewand und Seide Ging mancher wälsche Mann, Indeß im härnen Kleide Der Bergbewohner spann; Oft wenn am fernen Maine Der Köhler Wasser trank, Berauscht von Cyperweine Der Wälsche niedersank. Da griff ein Zorn die Zwerge, Ihr König sprach das Wort, Und tiefer in die Berge Versenkte sich der Hort. Das Pilgern ist vergangen, Kein Wälscher naht sich mehr – Der Wald in stolzem Prangen Blüht herrlich wie vorher: Um seine Kuppen glüht noch Wie Gold das Morgenroth, Um stille Wipfel blüht noch Das Abendroth im Tod; Mild kommt, wenn's Gold verglühte, Der Silbermond gewallt – Daß Gott dich stets behüte, Du frommer Aufenthalt!