593. Das Hufeisen zu Naabburg. Von K. Ettinger. Nach mündlicher Mitth. Der Sonntag strahlt so licht und rein, Der Meister hält noch Morgenruh', Da sprengt zum Thor ein Reiter ein Und klirrend auf die Schmiede zu. »Heraus,« so ruft der schwarze Mann, »Mit Zang und Hammer hurtig her! Heraus! ich muß heut' Eisen han, Nicht vorwärts kann der Rappe mehr.« Und Meister Thormann kommt herfür: »Was giebt's so eilig denn da drauß', S' ist Sonntag heute bei uns hier, Ruht ihr denn nicht vom Ritte aus?« »Ei Sonntag hin und Sonntag her, Ich und mein Rößlein schaun nicht um, Wir traben fort die Kreuz und Quer Und halten nichts auf Christenthum. Drum macht in Teufels Namen gleich Dem Rößlein frisch und fest die Schuh', Doch sprechet mir, ich rath' es euch, Kein frommes Christenwort dazu! Ihr scheint ein Meister fromm und gut, Drum nehmt euch vor dem Roß in Acht, Denn Keiner, der sonst Gutes thut, Hat bei dem Rappen Glück gemacht.« Da wird dem guten Meister schwül, Er geht und facht die Esse an, Und hämmert rasch und hämmert viel, Hätt' gern vom Leibe Roß und Mann. Und hurtig geht's ihm von der Hand, Drei Eisen schlägt er auf im Nu, Das Rößlein steht wie angebannt, Verwundert schaut der Ritter zu. Drei Eisen schlägt er auf im Nu, Nun fehlt das vierte Eisen mehr, Der Meister denkt und spricht dazu: »In Gottes Nam' das letzte her!« Und wüthend wirft der Rappe aus, Der Meister stürzt, das Eisen flog, Und höher als des Meisters Haus Flog's durch die Lüfte sausend hoch Zum Thurme, der genüber stand, Gleich wie ein Pfeil vom Bogen hin, Und wie ein Keil fest in der Wand, So haftet's in der Mauer drin. Noch schaut es bis zu dieser Frist Dort von dem Thurme manches Jahr, Und wer nicht guten Sinnes ist, Der nimmt es wohl mit Grausen wahr.