1089. Das Zigeunergrab bei Weißenstadt. Von J.V.W. Seybold. In der Winternächte Grauen, Wenn die Flocken niederfallen, Sieht man Kinder, Männer, Frauen Dort hinan den Hügel wallen. Aermliche Gewänder fliegen Um die magern, schlanken Leiber Und den nackten Säugling wiegen Tiefbesorgt die braunen Weiber. Trauernd lassen sie sich nieder Um ein schnell geschürtes Feuer. Es ertönen Klagelieder; Melancholisch klingt die Leyer. Färbt das Morgenlicht die Matten, Dann wird ringsum tiefes Schweigen. In die Hügel sieht als Schatten Man darauf die Wesen steigen. In dem stillen Löstengrunde Hat man diese Schaar erschlagen Und dann in der Abendstunde Auf die Höhe dort getragen. Einmal jährlich steigen nieder Auf den Schreckensplatz die Todten – Und dann geht's zur Höhe wieder In den ungeweih'ten Boden.