594. Das Hahnenkreuz bei Pfreimt. Mündlich. Naabburg und Pfreimt waren von Alters her treu und freundnachbarlich gesinnt. Nur einmal geriethen die beiden Städtlein in Zwistigkeit und konnte die Sache nicht mehr friedlich beigelegt werden. Also wurden Lanzen und Schilde aus den Wehrkammern geholt und die Schwerter geschliffen. Da begab es sich nun, als die Fehde erhoben war, daß die Wache der Pfreimter des Nachts eingeschlafen war. Es waren aber in ebenderselben Nacht die Naabburger ausgerückt, ihre Nachbarn im Schlafe zu überrumpeln. Schon standen sie in der Nähe von Pfreimt und hätten sicherlich das von schlafenden Wächtern behütete Städtlein mit leichter Mühe erobert, wenn nicht zu gutem Glück ein Hahn gekräht und durch sein Geschrei die Wache auf dem Vorposten aufgeweckt hätte. Nun wurden die Pfreimter noch rechtzeitig gewarnt und die heranrückenden Naabburger von ihren tapferen Nachbarn mannlich heimgeschickt. Die Mannschaft aber auf dem Posten, welche dem glücklichen Rufe des Hahnen ihre und ihrer Mitbürger Rettung zu danken hatte, ließ zur Erinnerung ein Kreuz und auf demselben den Hahn aufrichten, wie noch heutiges Tages zu sehen ist.