265. Seyfriedsburg. Seyfriedsburg bei Gemünden. – B. Baader in Mone' s Anz. IV., 410. Ein Schweinhirtenbube, mit dem Vornamen Fritz, fand einst beim Schwemmen seiner Heerde etwas in der Saale. Er rieb sich damit, und wurde fest gegen Hieb und Schuß. Nachdem er unter die Soldaten gegangen war, erwarb er sich im Kriege durch seine Tapferkeit Reichthum und Adel, und erhielt die Erlaubniß, sich ein Schloß zu bauen, wo er wolle. Da wählte er seine Heimath, und ließ unterhalb seines Geburtsdorfes auf demselben Berg eine stattliche Burg erbauen. Dieses Schloß wurde nebst dem Dorfe »Säufritzburg« benannt, weil er in seiner Jugend »Säufritz« geheißen worden 1 . Viele Jahre hatte die Burg gestanden, als einmal in der Heuärnte ein schweres Gewitter kam. Fast alle Leute, welche auf der an das Schloß grenzenden Wiese beschäftigt waren, wollten nach Hause; eine Magd aber rief: Es mag donnern oder blitzen, So muß ich meinen Heuhaufen spitzen! Kaum war dieß gesagt, so fuhr ein gewaltiger Blitz herab und zerstörte das Schloß und erschlug die Magd, und riß Heu und Wiese in's Thal hinunter. Seit dieser Zeit liegt die Burg in Trümmern; das Dorf Seyfriedsburg aber besteht noch heute. Fußnoten 1 Das ist nun der hörnen Sigfrit in seiner letzten Verwandlung als Sauhirtenbube, – quantum diversus ab illo! und doch noch erkenntlich durch seinen geringen Stand (Schmiedjunge oder Hirtenbube gleichviel), durch sein Bad, seine Unverwundlichkeit, seine Thaten, seinen Hort, ja sogar durch seinen Namen, den das Volk nicht im Wahnwitz, sondern aus einer dunklen, aber festen Erinnerung, daß er in seiner Jugend niedere Arbeit verrichtet hat, so geändert hat. Lehrreich ist dieses Beispiel, weil es beweist, wie die große Sage bis auf die heutige Zeit noch ihre Verwandlungen durchgeht, noch ein Pflanzenleben führt, nachdem der Geist ihr abgestorben, wie zäh daher ihr Leben ist, bis sie endlich in Trümmer und einzelne Bruchstücke zerfallen wird, mit deren Auflösung sie dann völlig untergeht. Mone.