1044. Kunigundis und der Sonnenstrahl. Von Horntha. – Ludewig script. Bamb. I., 356. J.a. Voragine leg. aur. c. 209. Gretser Divi Bamb. p. 558. A. Crammer vita S. Henr. et. S. Cuneg. p. 136. u.A. Wie alle Tage pfleget Von Andacht tief beweget Die Kais'rin Kunegund, So ging sie einsmal wieder Zum Gotteshaus hernieder In frühster Morgenstund'. In rechter Lust zu beten Zum Altar hingetreten, Ihr Büchlein in der Hand, Sie still auf's Knie sich neiget, Dem höchsten Herrn sich beuget Zu Ihm ganz hingewandt. Und daß sie leichter wenden Könn' mit den reinen Händen Das frommbeschriebne Blatt, Von ihren zarten Armen Die Handschuh sich, die warmen Sie abgezogen hat; Und weil noch nicht erschienen Ein Sakristan, zu dienen Wie sonst der hohen Maid, Legt' sie zur Erd' sie nieder Und betet still dann wieder In tiefster Frömmigkeit. Da dringt durch's Fenster helle Ein Sonnenstral zur Stelle, Wo ihre Handschuh ruh'n, Und von der Erd' sie hebend Hält er sie beide schwebend, Uebt so des Dieners Thun. Und als die Kais'rin endet Die Andacht, und sich wendet Nach ihnen jetzt zurück, Sieht sie vom Strahl gehalten Sie in den Lüften walten – Erröthend sinkt ihr Blick: Sie sieht im heil'gen Zeichen, Wie sich der Herr will neigen In Gnaden auf ihr Haupt, Und wie ihr winkt sein Lieben, Weil Demuth sie wollt' üben Und stets an ihn geglaubt.