166. Der ewige Schmied im Fichtelgebirg. Von J.M. Rath. – Sage des Schneebergs. Horch! Mitternacht schlägt es, Zur Mette erschallt Die Glocke im Wald! Auf Meister! vom Amboß Hinweg gleich und ruht; Das Christkind die Fahrt um Im Lande jetzt thut. »Erst schlag' mir das Eisen, Weil's glühet, zurecht, Untüchtiger Knecht! Ein Schlüssel gehämmert Zur Christmettenzeit, Dem öffnen die Kammern Der Schätze sich weit.« »Die Jungfrau im Haus ging, Die Tochter, zu Bett, Vergaß ihr Gebet, Mit heiligem Quell zu Besprengen die Thür; Nun wehrt nichts den Geistern, Nun helfen sie mir.« Der Meister schlug rüstig, Der hämmernde Schall Erklang ohne Zahl. Der Schlüssel ist fertig, Und Schmied und Gesell Ermüdet, sie schlummern Selbander zur Stell. »He! Schmied! nicht so müßig Geschnarcht auf dem Sitz! Auf, sei mir eins nütz!« Es ruft vor der Schmiede, Steht draußen so groß, Als wäre gekommen Ein Reiter und Roß. »Der ist nicht geheuer Der wilde Gespann, Den ruf' ich nicht an!« Wohl schreckt es den Meister, Ein Grauen ihn faßt; Das Zögern, es bringt nur In Hitze den Gast. Der schlägt mit dem Kolben Mit abermal drei Die Thüre entzwei. Und richtet sich hoch auf Im niederen Bau, Wie ist er so düster Wie ist er so rauh! Wie hat er vom Helm und Vom Panzer und Schwert, So schnell sich entwehrt. »Die Beulen im Harnisch, Im eisernen Hut, Die klopfe mir, Meister! Und glätte sie gut!« Er spricht es, und lehnt auf Den Kolben sich stumm, Und schauet sich um. Der Meister ist müde Vom vorigen Tag, Und fürchtet des Gastes Gedroheten Schlag. Jetzt nimmt er den Helm und Den Panzer zur Hand, Und klopft unverwandt. Es schwingt der Gesell auch Des Hammers Gewicht. Sie schlagen, sie treiben, Und glätten doch nicht. Wo ist nun der Schlüssel? Weit offen die Thür, Der Gast nicht mehr hier! Zum Kämmerlein führt ihn, Zur Jungfrau im Haus, Der Schlüssel; den Schatz spür't, Den theuren er aus. Es krähet der Hahn und Der Morgen wird hell, Wie staunt der Gesell! Er hämmert am Amboß, Der Meister der schlug Die Tochter, daß sie es Nicht länger ertrug. Vom Reiter im Boden Sieht man noch den Tritt, Die Spuren vom Ritt; Und annoch in Nächten Der Mette im Thal Am Schneeberg vernimmt man Den hämmernden Schall. Ihr Mädchen! vergeßt nicht Das Abendgebet, Zu weih'n euer Bett; Es klopft noch der Schmied und Der Gast geht noch um, Und noch hängt der Schlüssel Nicht im Heiligthum!