2. Die Sonne aber reute bald der Schwur, den sie in der Hitze des Zornes gethan; sie liebt ja den Mond. Und auch dieser fühlt sich immer zur Braut gezogen: er hielt ja die Wette für Spiel, für Neckerey, und Scherz war es, daß er sich so kalt gezeigt. Daher möchten sich beyde gar gerne wieder vereinen. Sie kommen sich auch öfter näher und treffen manchmal zusammen; es ist dieses die Zeit der Sonnenfinsternisse. Weil sie aber mit gegenseitigen Vorwürfen beginnen, keines die Schuld der Trennung tragen will, so gerathen sie hintereinander zum Streite; doch keines wird Herr. Die Zeit, welche ihnen zur Versöhnung geboten ist, läuft ab, und es kommt die Stunde wieder, wo die Sonne ihrem Schwur gemäß wandern muß. Blutroth von Zorn macht sie sich auch auf den Weg. Hätten sie nicht gestritten, wären sie vereiniget worden. Bis der Zorn sich legt, vergeht wieder geraume Weile, erst eine neue Finsterniß zeigt an, daß sie sich wieder getroffen. Aber immer wieder wird diese Zeit nicht benützt. So ist die Sonne immer heiß vor Liebeszorn: manchmal aber, wenn sie so allein wandelt, sieht sie ihr Unrecht ein: dann weint sie blutige Thränen und geht blutroth unter.