§. 29. Liebeszauber. Den Glauben an zauberhafte Mittel, um Liebe zu gewinnen, oder zu bannen, finden wir bey allen Völkern, zu allen Zeiten. Der heiße Süden wie der kalte Norden, die alte wie die neue Erdhälfte geben sich diesem Glauben hin, gegen den sich zwar die Vernunft auflehnt, aber auf bloßes Verneinen beschränkt. Nicht Alles, was der Mensch nicht begreift, ist deshalb unmöglich. III. Der Mond und der Abendstern. werden gleichfalls von dem Mädchen, dessen Geliebter untreu oder nachlässig wird, um Hilfe angerufen. Ist nämlich der Mond im Wachsen, und steht der Abendstern nicht weit von ihm, so geht das Mädchen hinaus und stellt folgende Bitte: Grüß dich Gott, Mein lieber Abendstern; Ich seh dich heut Und allzeit gern. Scheint der Mond übers Eck, Meinem Herzliebsten aufs Bett; Laß ihm nicht Rast, Laß ihm nicht Rou, Daß er zu mir Kommen mou. Eine Leseart hievon handelt nur vom Abendstern; sie lautet: Ey du mein lieber Abendstern, Ich seh dich heut und allzeit gern. Schein hin, Schein her, Schein über neun Eck, Schein über meinem Herzliebsten sein Bett, Daß er nicht rastet, nicht ruht, Bis er an mich denken thut! Ebendort.