§. 9. Fluchen. Einer aus Moyahulz bey Tachau fluchte Unserm Lieben Herrn, weil ihm all sein Vieh gefallen war. Da wurde er zum Hunde und fraß nur Aas. Ein Bauer aus Kötzenried fluchte gräulich beym Ackern. Auf der Heimkehr in einem Wäldchen begegnet ihm ein Jäger, mit dem er raufen mußte. Da bemerkte er Gaisfuß und Hörner an ihm und fing zu beten an, worauf er den Jäger bewältigte, der mit Gestank verschwand. Der Bauer fluchte nicht mehr. Dieß geschah in der Nähe einer alten Kapelle, die »Alte Kuh« genannt. Ueberhaupt zieht Fluchen den Teufel an. – Ein Hansvater fluchte gar sehr. Da sah er den Teufel mit Hörnern und Gaisfuß zum Kamin heraussteigen, worüber er sich entsetzte und starb. Falkenstein. Ein Fuhrmann blieb im Winter bey grossem Schneewehen auf dem Wege stecken und begann fürchterlich zu fluchen. Da erschienen Jäger, die ihn umstellten und auf ihn Jagd machten und in den Lüften fortführten. Zufällig kamen sie an einem Kirchlein vorbey, als der Meßner eben zum Gebete läutete. So hatten die Teufel ihre Macht verloren und setzten den Mann vor der Kirche ab. Ebend. Etwas Anderes ist es, wenn beleidigte Menschen würde auf Verhöhnung des Unglückes oder Hartherzigkeit mit einem Fluche antwortet: es ist das Strafwort, welches durch den Mund des so tief Verletzten über den Unmenschen gleichsam als Gottes-Urteil ausgesprochen wird und darum in Erfüllung geht. Am Hammerberge bey Neuenhammer, neben dem Stallerhölzchen, ist ein Acker: der trug vordem das schönste Korn. Da kam ein armes Weib zur Mühle und bat um ein Stück Brod. Der harte Knecht aber wies sie ab und deutete mit den höhnischen Worten auf das blühende Feld: »Wenn das Traid so schlecht steht, kann man nicht Almosen gehen.« So verfluchte das Weib den Acker und U.L. Frau machte den Wunsch wahr. Auf Bitten des Knechtes aber, der sein Wort bereute, ward der Fluch zurückgenommen: doch zum Wahrzeichen verblieben einige Beeten unfruchtbar: auf ihnen wächst die Frucht nur eine halbe Elle hoch.