7. Ein Taglöhner, dem es sauer ward, sein täglich Stück Brod zu gewinnen, murrte oft über unseren Herrgott bey seiner strengen Arbeit, am meisten aber dann, wenn Schnee fiel und das Arbeiten noch mehr erschwerte; dieser sey doch zu gar nichts gut, und nicht einmal von Gott erschaffen worden, weil er weder im Paradiese noch in der Arche Noe war. Einmal war er wieder im Walde, um Holz zu fällen, als der Schnee in dicken Flocken niederfiel. Fluchend suchte er Schutz in einer Felsenhöhle. Kaum ruhte er hier einige Augenblicke, so stand ein Engel vor ihm und frug ihn, warum er gar so oft des Teufels gedächte, so selten aber Unsers Herrgottes. Da meynte der Taglöhner, Unser Herr denke auch an ihn nicht, und darum könne er nicht gut Freund mit ihm seyn. Der Engel frug nun, was denn Gott thun solle, damit er zufrieden wäre; und der thörichte Mensch wünschte, daß statt des Schnees Mehl vom Himmel falle. Und sofort fiel das Mehl in dicken Wolken herab, und die Leute kamen und sammelten es und hatten nun Brod genug und arbeiteten nicht mehr. Als aber dem Einen das Haus abbrannte und dem Anderen eine Mauer einfiel, und weder Zimmermann noch Maurer Hand oder Fuß rühren mochte, kam es dahin, daß die Leute wie bey Erschaffung der Welt in Höhlen wohnen und zuletzt von Wurzeln und Kräutern leben und nackt wie die ersten Aeltern gehen mußten. Die wilden Thiere vermehrten sich und Hecken und Dörner, Gesträuche und Wald wucherten da empor, wo ehedem blühende Fluren und Wohnstätten waren. In diesem Elende erkannte nun auch der Taglöhner die Thorheit seines Wunsches und seinen Uebermuth, an der Weltordnung Gottes meistern zu wollen. Tief erschüttert sprang er von seinem Lager auf, um den Engel aufzusuchen, und – erwachte. Er trat hinaus vor die Höhle und Schnee lag vor seinen Füssen. So warf er sich auf die Knie und dankte dem Herrn, der ihn in einem Traumgesichte belehrt hatte, und fortan war er mit seinem Schicksale zufrieden. Neuenhammer.