4. In anderen Orten ist es die Drud, besonders am südlichen Böhmerwalde hin, welche Nachts über die Pferde im Stalle kommt; am Morgen stehen sie ganz weiß von Schaum und matt, in Mähne und Schweif Zöpfe eingeflochten. Dieses war bey einem Wirthe in der Breitenrieder Pfarrey der Fall. Sie meynten, es wäre die Drud über dem Vieh und wachten mehrere Nächte, bey brennendem Lichte, in einem Verstecke. Da hörten sie auf einmal die Stallthüre aufgehen, und doch war die Thüre von innen verschlossen gewesen; sie sahen nichts. In demselben Augenblicke aber, in dem die Stallthüre aufging, hörte man das Pferd, welches an der Thüre stand, schwer athmen und trensen; es nahm nun ein Knecht einen Stecken und schlug mit aller Macht auf den Rücken des Pferdes, daß dieses, welches gelegen hatte, mit Einem Satze aufsprang; schon war es ganz weiß. Des andern Tages früh am Morgen ging der Knecht zu der Alten, welche er als Drud im Verdachte hatte; sie lag noch im Bette mit dem Gesichte gegen die Thüre, kehrte sich aber bey seinem Eintreten augenblicklich gegen die Wand; doch konnte er noch bemerken, daß über ihren Rücken ein breiter, blutunterlaufener Streifen ging, wie von dem Hiebe, den er gestern Nachts dem Pferde gegeben. Das Weib lag krank, und die Leute sagten, sie habe das Rückgrad gebrochen; wohl wurde sie wieder besser, doch konnte sie nie mehr gerade gehen; auch sah sie den Knecht nie mehr an und dankte nicht auf seinen Gruß. Das Vieh im Stalle hatte seitdem Ruhe; ob es von dem Unfall der Drud herkam, oder davon, daß die Leute einen Gaisbock in den Stall stellten, blieb unentschieden.