2. Der Tod gilt dem Volke als Person, als der bleiche oder schwarze Mann mit der Sense, der Alles niedermäht, zu bestimmter Zeit, ohne Ausnahme, Groß und Klein, Reich und Arm. Ist der Mensch, nachdem er sich das ganze Leben hindurch geplagt, nachdem er gestritten, wenig genossen und viel entbehrt hat, so weit an Jahren gekommen, daß er »zu Nichts mehr nutz ist auf der Welt,« so legt er sich ruhig nieder, bittet seinen Gott, zum letztenmale Herberge in seinem Herzen zu nehmen, und erwartet dann in Ergebenheit den Tod, der ihn erlöst. In der Regel braucht er auch nicht lange seiner zu harren: denn er arbeitet so lange fort, auch im hohen Alter, bis die letzte Kraft aufgezehrt ist: bleibt er einmal im Bette, verläßt er es meistens nur, um auf das Todenbrett gelegt zu werden. Zu leben, ohne arbeiten zu können, ist ihm unerträgliche Last. Im Schweisse seines Angesichtes hat er sein Brod gegessen und damit das Strafgebot seines Gottes redlich erfüllt; so hofft er denn getrost auf Ruhe jenseits nach den Mühen des Lebens. Sollte er auch zeitweise mit Sehnsucht hinübergeblickt haben nach Jenen, welche ohne Mühe erwerben und nach den Wünschen ihres Herzens geniessen, so kehrt er sich doch bald ab vom lockenden Bilde: kann ja der Reiche auch »nicht Mehr essen als bis er satt ist,« und vermag er mit all seinen Schätzen sich keine Minute Zeit zu erkaufen noch mit all seinen mächtigen Freunden den Einfluß im Jenseits zu behaupten, den er hier geübt.