9. Im Monde ist wirklich der Bauer, welcher, als er noch auf Erden lebte, alle Feyertage auf seiner Wiese Stauden ausgrub. Wie er starb, kam er zur Strafe in den Mond. Schon zu seinen Lebzeiten trug er den Namen Mond, und sein Weib und Alle, die ihm kannten, hiessen ihn so. Sie waren kinderlos. Wie er nun krank wurde und vermerkte, daß er sterben müsse, redete er sich mit seinem Weibe darüber ab, daß er sie nach dem Tode abholen solle. Als er daher starb, kam er Nachts vor das Fenster seines Weibes und klopfte. Sie stand sogleich auf, schaute hinaus, erkannte ihren Mann und frug: »Bist du es, Mond?« – Der erwiederte: »Ja, ich bin der Mond auf der Welt gewesen und bin es noch, und muß es in Ewigkeit seyn. Willst du mit, so ziehe dich nur warm an, denn bey mir ist es kalt.« Sie zog sich also an, nahm Holzschuhe und ihren Pelz und ging mit ihm. Seitdem scheint der Mann vor, das Weib nach Mitternacht, und weil diese warm gekleidet ist und einen Pelz anhat, der keine Kälte annimmt, so fällt, wenn sie scheint, alle Kälte auf die Erde, und daher kommt es, daß die Kälte nach Mitternacht stärker ist als vor her. Daß ferner die Gestalt im Monde nach Mitternacht viel dicker und traubiger ist, als vorher, dieses kommt von den dicken Kleidern des Weibes. Endlich werden Träume, nach Mitternacht geträumt, viel seltener wahr, als jene vor Mitternacht: denn des Weibes Gesinnung ist viel veränderlicher als die des Mannes. Grafenau.