Sechste Romanze Boten kamen her mit Eile, Kaiser Karol anzuzeigen, Wo Garzimes Berg, der steile, Der Navarr'schen Berge einer, Stolzer in die Wolken steiget, Käm' ein Fürst ihn anzufeinden, König Furr, ein wilder Heide. An Garzimes Felsensteine Kam zu Abend hin der Kaiser; Morgen soll die Schlacht entscheiden, Und er bat Gott um ein Zeichen, In der dunklen Nacht geheime, Daß er die mag unterscheiden, Die des andern Tags erbleichen Todes sollen von den Feinden, Schönen Märt'rerkranz erreichen. – In des andern Frührots Scheine, Da gerüstet all' sich zeigen, Haufen hier und dort sich teilen, Sieht ein rotes Kreuze scheinen An der Schulter auf den Kleidern Er der auserwählten Seinen, Die als Märtyrer erbleichen Sollen und den Tod erleiden. Solches sieht allein der Kaiser, Außer ihm gewahrt es keiner. Wehmut an sein Herz da greifet; Und es regt der Wunsch sich heimlich, Wie sie lebend möchten bleiben, Die mit rotem Kreuz gezeichnet. Alle er alsbald vereinet, Schließt sie in der Kirchen eine, Sie zu retten so vermeinend; Seine Absicht wußte keiner. Mutvoll gehn sie auf die Feinde, Schlagen bald die wilden Heiden, Auch ihr König muß erbleichen, Mit dreitausend von den Seinen. Freudig zieht mit Siegeszeichen Heim das Heer im Abendscheine. Da nun heimgekehrt der Kaiser, Und die Kirche öffnet schweigend, Sieht er hundertfunfzig Leichen, Sanft entseelt und bleich sich seinem Auge strafend allda zeigen. Bitterlich er die beweinet, Reuevoll und voll Mitleiden. O ihr Christuskämpfer heilig, Traf euch nicht der Arm des Feindes, Weil von irdischem Mitleiden Sich der Kaiser ließ ergreifen, Gottes Fügung wollte meiden, Bleibt der Kranz euch dennoch eigen!