Frühlingslied eines kranken und schwermüthigen Mädchens Ihr, kommt, gelinde Lüfte, Mir Seufzer wegzuwehn! Ihr sollt mir, Blumendüfte, Das matte Herz erhöhn. Ja! dich will ich genießen, Du holder Gott des Mais, Und mit Gesang dich grüßen In der Gespielen Kreiß. Ich will, mit Blüthenzweigen An Brust und Locken, gehn, In alle Thäler steigen, Wo späte Veilchen stehn; Will euch die Arme geben, Wo ihr in Tänzen schwebt, Und wo euch wärm'res Leben In jeder Ader strebt. Wißt, Mädchen, wenig Wochen, So ist der Lenz vorbei. Und Keinem ward's versprochen, Er seh' ihn einst auf's neu. Hör ich's, wann Philomele Am Todtenhügel singt, Und dann des Hörers Seele Mit süßem Gram durchdringt? Werd' ich vom Blüthenregen, Den meiner Gruft, gemischt Mit Thränen und mit Segen Die Freundin weiht, erfrischt? Nein! tändelnd müßt ihr kosen, Mit Blumen froh geschmückt, Eh' eurer Wangen Rosen Die Hand des Todes pflückt. – Ihr schweigt bei meinen Fragen Und euer Blick ist naß! Ihr könnt's mir offen sagen: Was meint ihr, Lieben, was? Jüngst sah ich in der Quelle Mein Antlitz etwas blaß, Mein Auge nicht so helle: Ihr Lieben, meint ihr das? Wenn ich euch sonst genahet, So hüpftet ihr heran, Und rieft mir zu und sahet Mich heiter lächelnd an, In jenen Kinderzeiten, Die wir so hingespielt, Auf die wir Wonne streuten, Die nun mein Geist nicht fühlt. Wie Lämmchen auf der Weide Fand damals uns der Tag In wechselhafter Freude Auf grünen Hügeln wach. Erst von den Scherzen müde, Voll güldner Phantasei'n, Gieng man zum Schlaf; und Friede Gieng mit zur Wohnung ein.