Der Besuch und Abschied des Wanderers 1812. Wie so gern in deinen Hallen Ruh' ich aus von fernem Wallen, Altes, ritterliches Bern! Werth, den Namen wohl zu tragen Jener Burg, wo nach den Sagen Einst gewohnt der Helden Kern. Aber ach! was muß begegnen? Dreifach werd' ich nun dich segnen, Denn ich fand ein Kleinod hier. Du umgiebst viel schöne Frauen, Bilder, herrlich anzuschauen: Eine wohnt im Herzen mir. Sie vernimmt den Dichter sinnig, Sie empfindet zart und innig, Was die hohe Kunst erschuf. Sie erweckt mir neue Lieder, Und des Genius Gefieder Regt sich ihrem sanften Ruf. Was die Vorzeit stark gesungen, Seit Jahrhunderten verklungen, Las ich ihr, die Wundermär: Wie die nordische Brunhilde, Kämpfend unter Speer und Schilde, Bot der Minne Gegenwehr. Sie indessen, statt der Lanze, Führt die Nadel, stickt zum Kranze Blumen in ein leicht Gewand. Nicht umpanzert trägt die Holde Ihren Busen, nur mit Golde Einen Finger ihrer Hand. Dennoch weiß sie zu verwunden, Und ich muß an mir erkunden Jenes Liedes Leid und Lust. Was die kühnsten Helden stritten, Was sie freute, was sie litten, Kam aus edler Frauen Brust. Ob auch Kampf die Dichter sangen, Ob die Lieder krieg'risch klangen Wie Trompet' und Hörnerton: Doch ein Lächeln blüh'nder Wangen, Frischer Lippen Gruß empfangen Wollten sie zum schönsten Lohn. Ihrer Augen blaues Leuchten Sah ich oft mit Wehmuth feuchten Chriemhilds Trauer, Sifrids Tod. Ach! so kann sie Mitleid hegen Mit des Herzens bangen Schlägen, Seiner hoffnungslosen Noth. Zwar verstummt die kühne Bitte Vor der zarten stolzen Sitte, Die kaum Huldigung erlaubt: Möchte, wenn die Wünsche schweigen, Sich nur linde zu mir neigen Dieses reich umlockte Haupt! Dürft' ich dieser Blume warten, Die so einsam steht im Garten, Schirmen sie vor rauhem Nord, Sie bethau'n mit meinen Thränen, Sie umweh'n mit leisem Sehnen! Doch mein Schicksal reißt mich fort. Goldne Träume meiner Jugend, Welches Reizes Zaubertugend Rief euch süß und schmerzlich auf? Lebet wohl! Ich muß nun scheiden, Muß mich in Entsagung kleiden Zu des Lebens strengerm Lauf.