Auf der Richtstätte der Jungfrau von Orleans zu Rouen Hier schlugen dir die Flammen Hoch überm Haupt zusammen, Du heil'ges Heldenweib! Doch ihrer Lohe Qualmen Durchwehten Himmelspalmen, Kühlend den reinen Leib. Kein Wahn war das Gesichte, Das einst in innerm Lichte Dich machte glaubensstark: Wie 's dich zum Sieg erlesen, Sollt du im Tod genesen, Edle Johanna d'Arc! Mit göttlichem Erbarmen Und liebend offnen Armen Lehnt sich Maria hin, Und Engelsflügel schlagen Zu ihr empor zu tragen Die holde Dulderin. O falscher Lohn der Erde! Wer strebt, daß der ihm werde, Wie trügt ihn seine Wahl! Die Frankreich hat errettet, Seht hier sie festgekettet Am schnöden Marterpfahl. Zum Dank für hohe Thaten Vom eignen Volk verrathen Gespielt in Feindes Hand; Beschuldigt und gerichtet Nach dem, was Bosheit dichtet, In Lügenkunst gewandt. Dennoch die Magd unschuldig Blieb standhaft und geduldig, Erröthend nur der Schmach, Wie sich von wüsten Rotten Der Heiland ließ verspotten, Und betend für sie sprach. Dieß ist der Arm, der muthig Das Banner trug, doch blutig Gefärbet nie das Schwert. Dieß ist die Brust, das Herze, So schwellend unterm Erze Nur keuschen Trieb genährt. Verflogen nun zu Aschen, Vom Fluß hinweggewaschen. Aus diesem Sündenland; Des hohen Geistes Spuren Aus den erlös'ten Fluren Vom Leichtsinn längst verbannt. Ein Dichter, nein, ein Schmäher Der frommen Gottesseher, Verhöhnt das reine Weib: Die Glorie der Geschichte Dient euch im Schandgedichte Zu eklem Zeitvertreib. Fühllos Geschlecht, vermeßen In eitelm Selbstvergeßen Und kalter Schwindelei! Der Treue fremd, dem Rechte, Bald Dränger und bald Knechte, Doch niemals mild' und frei!