Sehnen und Hoffen Wenn wir an den Gräbern stehn Der Geliebten, der Gespielen, Fühlen wir ein mildes Wehn Unsre heiße Wange kühlen, Und ein Licht, ein heller Strahl, Leuchtet in dem Schauerthal. Todeswehen, Grabesluft, Erde, sind es deine Bande, Oder kamst du Lebensluft, Von dem fernen, sel'gen Strande, Winkest du von drüben her, Holdes Licht uns über's Meer? Sehnen kann von Hoffen nicht, Himmel nicht von Erde lassen, Was die Sehnsucht sich verspricht, Mag die Hoffnung fröhlich fassen; Himmel neigt sich gern herab, Zu den Thränen, zu dem Grab. Winter flieht und Frühling naht; Scheuch' den Traum, du mußt erwachen, Blüten schmücken schon den Pfad, Und am Ufer harrt ein Nachen; Steig' hinein mit gläub'gem Sinn, Schau' nach jenem Ufer hin. Eines Lebens Athem weht Durch der Schöpfung weite Räume, Eines Gottes Ruf ergeht An die Menschen, Sterne, Bäume, Halte dran in Lieb' und Treu, Einst wird alles jung und neu. Der die Lieb' in unsrer Brust Und die Flammen all entzündet, Hat der holden, regen Lust Auch den ew'gen Trost verkündet: Kling', o süße Botschaft, fort, Leben ist so hier als dort. Pflanzt es auf die Gräber hin Unsrer Hoffnung Siegeszeichen, Daß der Lebens-Königin Alle Todesschauer weichen; Ueber Schmerz, und Grab und Zeit Heb' uns hoch, Unsterblichkeit.